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Technocandy: „Schaffen“ in Oberhausen
Foto: Presse

Fleisch oder Silikon?

20. Dezember 2018

Der kürzeste Theatermonat des Jahres – Prolog 01/19

Das Leben der Cyborgs ist schön: Sie sehen Dinge, die wir Menschen niemals glauben würden, sie träumen von elektrischen Schafen und altern niemals. Und was machen die Kohlenstoff-Einheiten? In deren Welt schwirren Milliarden von Datenfetzen durch den Raum, Bots entschlüsseln die und Menschen wollten immer schon Cyborgs werden. Eleanor Bauer und Chris Peckwollen im Bochumer Schauspielhaus neue Beziehungen zu Maschinen aufbauen und das Chaos und die Absurdität feiern. „New Joy“ ist ein Cyber-Acapella-Musical für Smartphone-Süchtige mit Gesang, Tanz und digitalen Musikprozessen, auch das Publikum kann teilnehmen, was die Unvorhersehbarkeit des Stückes im „Big Data“-Mikrokosmos erhöht. Aber Achtung: Nur bis Mitte März kann das performative Spiel mit den Theater-Trojanern in den Kammerspielen mitgemacht werden.

In Oberhausen redet Technocandy (das sind Golschan Ahmad Haschemi, Frederik Müller und Ensemblemitglied Banafshe Hourmazdi) erst einmal lieber über Arbeit. Anders als bei Cyborgs muss der biologische Körper arbeiten, um verdauen zu können. Papa sagt dazu: „Da krieg ich das Kotzen!“ Tick, Trick und Track sagen dazu: „Möchtest du lieber als süße Maus oder als hässliche Hexe arbeiten?“ Tic Tac Toe sagen dazu: „Du bist die allergeilste Pussy, hast für jeden einen Bussi. Doch hinter deinem Rücken nennen sie dich dumme Tussi.“ „Schaffen“ ist ein Stück über die Realität der Gesellschaft, in der wir alle leben. Und die ist kapitalistisch, rassistisch, sexistisch, transfeindlich und voller Gewalt.

Und damit bleiben wir zwar beim Thema, lockern die inhaltliche Tiefsee aber mit einer Hommage an die fast vollendete Karnevalszeit auf. Voll krass ist der Kontrast zur Totschlägerin aus dem Revier. Und: Im kürzesten Monat des Jahres hat die Dortmunder Uraufführung den längsten Titel. Und: In Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ redet man eben Tacheles. Sicher werden irgendwann Cyborgs auch die Huren ersetzen, aber bis dahin muss sich Omma, Ruhrpottikone und Ex-Wirtschafterin im Puff in Essen-Rellinghausen (und eben Totschlägerin) im schicken Berlin gegen die Huren-Hipness aus aller Welt behaupten. Die todkomische musikalische Komödie (Regie: Gerburg Jahnke) mit zwei unerschrockenen Heldinnen spielt auch dort im ältesten Gewerbe der Welt. 

„New Joy“ | Sa 23.2.(P) 19.30 Uhr | Kammerspiele Bochum | 0234 33 33 55 55

„Schaffen“ | Fr 8.2.(P) 19.30 Uhr | Theater Oberhausen | 0208 857 81 84

„Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ | Sa 16.2.(UA) 19.30 Uhr | Theater Dortmund | 0231 50 27 222

PETER ORTMANN

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