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Kostümfest à la Eternia: Teela, Prince Adam und Man-at-Arms
Foto: Benjamin Seim

Die Schizophrenie des He-Man

03. April 2013

Theater Phalanx zeigte "He-Man" in der Rottstr.5 - Theater Ruhr 03/13

Die Meister des Universums hatten am Ostersonntag (31.3.) zu einem Gastspiel in die Rottstraße geladen und konnten sich über mangelnde Nachfrage wahrlich nicht beklagen. Mit Enttäuschung mussten die zu spät Gekommenen die Nachricht „ausverkauft“ aufnehmen und wieder von dannen ziehen. Ca. 80 privilegierte Zuschauer hingegen durften bleiben und das vergnügliche Action-Spektakel um He-Man und Skeletor verfolgen, viele von ihnen sicher nicht zum ersten Mal. Sogar der Inhaber des örtlichen Comic-Ladens adelete das Phalanx Theater mit seinem Besuch.

Publikumsmagnet He-Man Foto: Benjamin Seim

Das aus dem Umfeld der Ruhr-Uni Bochum entstandene Phalanx-Ensemble trat im Vergleich zur ursprünglichen Besetzung leicht verändert auf, vor allem bei den Heldinnen der Zunft fügten sich die neuen Gesichter von Teela und She-Ra bestens in die eingespielte Truppe ein. Es war interessant zu sehen, wie das Stück, bisher vor allem auf der größeren Bühne im Musischen Zentrum erprobt, auf den wenigen Beton-Quadratmetern der Rottstr.5 mit direktem Kontakt zum Publikum funktionieren würde. Wie sich zeigen sollte schadete dieser Umstand der Aufführung keineswegs, im Gegenteil wähnte sich der Zuschauer noch viel stärker mitten drin in der vor allem vom Engagement der Schauspieler lebendig gemachten Fantasiewelt Eternia. Die dunkle Halle mit darüberher-ratternden Zügen vermittelte stellenweise gar das Gefühl, man befinde sich in den Höhlengemächern des Herren der Unterwelt. Allzu finster war die Stimmung dann freilich doch nicht, dafür sorgten schon die witzigen Dialoge. Die Inhalte der beliebten Cartoon-, Hörspiel- und Spielzeugserie aus den 80er Jahren vermischte Autor und Regiesseur D.H. Freeman mit Zitaten aus Trash-, Pop-, und Alltagskultur. So sorgten Anekdoten aus dem Uni-Alltag (Beast-Man wird nicht in die Bibliothek von Snake Mountain gelassen, weil er die 2€-Münze für das Schließfach vergessen hat), sexuell-pornographische Anspielungen (Teela trainiert Fistos Kampffaust) oder Alkohol-bezogene Eskapaden (Das 20-Liter-Pinnchen als Man-at-Arms‘ neueste Technologie-Innovation) für viel Heiterkeit beim gut aufgelegten, überwiegend jungen Publikum. Das die derart durch den Kakao gezogenen früheren Spielzeug-Helden dennoch angemessen gewürdigt wurden, war nicht zuletzt an den ansprechenden und in vielen Details liebevoll gestalteten Kostümen zu erkennen.

Skeletors dunkle Macht leuchtet überaus hell Foto: Benjamin Seim

Aber auch die Leidenschaft und Intensität, mit der Mimen wie Christian Freund als He-Man/Prinz Adam und Timo Knop als Skeletor ihre Figuren ausfüllten, kann man einerseits als Verneigung vor dem 80er-Jahre-Stoff interpretieren, andererseits wurde hier sichtbar, dass das Theater Phalanx mittlerweile mehr ist als ein lustiges Studenten- oder Laientheater, sondern zumindest von ambitionierten freien Theatern durchaus ernstgenommen und gerne eingeladen wird. Dass Stücke mit Popkultur-Inhalten auch nicht gänzlich ohne Tiefgang sein müssen, zeigte das Finale furioso um He-mans dramatischen Zerfallsprozess. Das Publikum jedenfalls war begeistert und giert nun nach mehr.

Benjamin Seim

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