Tanztheater hat in Bochum eine lange Tradition. Immer wieder erlangten Compagnien hier überregionale Bedeutung. Obwohl die vom Strukturwandel gebeutelte Stadt irgendwann die finanzielle Reißleine zog, der Tanz ließ sich so schnell nicht unterkriegen. Und er blieb dazu noch innovativ. Inzwischen sind Hip-Hop-Moves, B-Boys und Street-Battles auf den Bühnen des Bochumer Schauspielhauses nichts Ungewöhnliches mehr. Das Herner Ensemble Renegade eroberte vor sieben Jahren den Spielplan des Theaters.
Vor zwei Jahren enterten sie mit der Zeche 1 auch Reinhild Hoffmanns alte Spielstätte, die bis dahin als Außenstelle der Essener Folkwang-Schauspielschule verkam. Jetzt ist sie als Zentrum für urbane Kunst wieder Tanz-Laboratorium, *die* Plattform im Ruhrgebiet für junge experimentelle Bewegungsabläufe.Im März findet hier das Festival „Tanz Bochum, tanz!“ von Pottporus / Renegade und dem Schauspielhaus Bochum statt. Das ist nicht nur ein Blick auf große Choreografien der Herner in den vergangenen Jahren, es ist auch einer in die Zukunft, verbunden mit der Frage nach den Perspektiven in dieser Stadt.
Die erste Premiere des Festivals wird in den Kammerspielen getextet. „RAPsody“ ist eineurbane Odyssee vonNeco Çelikdurchdas Storytelling der Städte, bei dem die Rapper als die Rhapsoden der Moderne fungieren und wie bei Homer von der Flucht derer erzählen, die keine Heimat haben, aber die Odyssee auf den Straßen Europas kennen. Ein Flashmob auf dem Theatervorplatz am nächsten Tag könnte das Erlebte noch vertiefen.
Auch die erste Premiere in der Zeche 1 beschäftigt sich mit dem Verlassenen, dem Aufgegebenen. Doch die Choreografie von Freddy Houndekindo und Anouk Orignac prägen nicht Trauer und Melancholie, die französische Compagnie Agbaza sucht nach der Kraft von Veränderung und Transformation. Bis Mitte April sucht das Festival in Bochum nach neuen Perspektiven für die Zukunft auch in Debatten, Workshops und Aktionen rund um das Schauspielhaus.
„Tanz Bochum, tanz!“ | 24.3.-13.4. | Schauspielhaus und Zeche 1, Bochum | www.schauspielhausbochum.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Ein Baum im Herzen
„Eschenliebe“ am Schauspielhaus Bochum – Prolog 03/24
Familiendrama
„Die Brüder Karamasow“ im Schauspielhaus
Brachial und nahbar
Brasilianische Band Sepultura in Zeche Bochum – Musik 08/23
Siehst du, das ist das Leben
„Der erste fiese Typ“ in Bochum – Theater Ruhr 06/23
Mit Psyche in die Unterwelt
„Underworlds. A Gateway Experience“ am Schauspielhaus Bochum – Prolog 01/23
Tonight's the Night
Musikalische Silvester an den Theatern im Ruhrgebiet – Prolog 12/22
Zeichenhafte Reduktion
NRW-Kunstpreis an Bühnenbildner Johannes Schütz verliehen – Theater in NRW 12/22
Das Kollektiv als Opfer
„Danza Contemporanea de Cuba“ in Bochum – Tanz an der Ruhr 12/22
„Es geht um eine intergenerationelle Amnesie“
Vincent Rietveld über „Bus nach Dachau“ am Schauspielhaus Bochum – Premiere 11/22
Keine Versöhnung in Sicht
„Einfach das Ende der Welt“ am Schauspielhaus Bochum – Prolog 10/22
The Return of Tragedy
Theater im Ruhrgebiet eröffnen die neue Spielzeit – Prolog 09/22
„Viele Leute sind froh, dass sie in Bochum sind“
Liesbeth Coltof über „Hoffen und Sehnen“ – Premiere 06/22
Von der Straße ins Theater
„Multiversum“ am Theater Oberhausen – Prolog 04/24
Tödlicher Sturm im Wurmloch
„Adas Raum“ am Theater Dortmund – Prolog 04/24
Mackie im Rap-Gewand
„MC Messer“ am Theater Oberhausen – Tanz an der Ruhr 04/24
Die ultimative Rache vor weißer Schleife
„Die Fledermaus“ mit Schauspielstudierenden an den Kammerspielen Bochum – Auftritt 04/24
„Ich mache keine Witze über die Ampel“
Kabarettist Jürgen Becker über sein Programm „Deine Disco – Geschichte in Scheiben“ – Interview 04/24
„Zu uns gehört das Lernen von den Alten“
Intendant Olaf Kröck über die Ruhrfestspiele 2024 – Premiere 04/24
Verloren im Nebel
Das Duo Paula Rot im Foyer des Theaters Duisburg – Bühne 03/24
Glücklich bis ans Ende?
„Star-Crossed Lovers“ in Essen – Prolog 03/24
Liebe und Gewalt
„Told by my Mother“ in Mülheimer a.d. Ruhr – Tanz an der Ruhr 03/24
Über die Familie
45. Duisburger Akzente – Festival 03/24
Sternfahrt zum Shoppen
„Einkaufsstadt, 4300“ von Trio ACE in Essen – Prolog 03/24
„Im Gefängnis sind alle gleich“
Regisseurin Katharina Birch über „Die Fledermaus“ an den Bochumer Kammerspielen – Premiere 03/24