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Erst im nächsten Jahr gibt's die trailer-wortschatzbühne wieder

Weltreise

16. Juli 2013

Gut besuchter Festival-Abschluss auf der trailer-wortschatzbühne

Die ersten drei Tage von Bochum Total waren rundum gelungen. Ideales Wetter, kein Tröpfchen Regen und ein vielseitiges Programm aus Rock, Pop und Subkulturellem lockte sowohl Jugend als auch ältere Semester nach Bochum. Die gemütliche trailer-wortschatzbühne bildete erneut den kleinkünstlerischen Gegenpol zum musikalischen Line-Up.

Wie schon die Tage zuvor, war auch am letzten Tag von Bochum Total ein gnädiger Wettergott zugegen. Als die trailer-wortschatzbühne um 13.00 Uhr den letzten Festival-Tag offiziell eröffnete, hatten sich erst Wenige in die Bochumer Innenstadt verloren. Jene, die bereits über das sonnengetränkte Areal schlenderten, genossen den entspannten Auftakt von John Hubertus sichtlich. Die Band aus dem Dortmunder Norden, von sich selbst passend als Pott-Folk getagged, hatte das Publikum schnell auf ihrer Seite. Im Americana verwurzelte, leicht angeraute, an Größen wie Tom Waits erinnernde Stücke wechselten sich stets mit flotten Nummern ab, die nicht zuletzt dank der stets durchgedrückten Bassdrum an Neofolk-Stars wie Mumford & Sons erinnerten. Nach gut 60 Minuten endete das Set des Trios mit einer Ode an sich selbst. Nicht frei von Selbstironie schmetterte man die Zeilen „John Hubertus is a fucking good band“ in Dauerschleife und sorgte für verschmitztes Dauergrinsen bei Band und Publikum.

Auf der trailer-wortschatzbühne blieb es auch beim zweiten Gig akustisch, jedoch schaltete man mindestens einen Gang zurück. Jules Cachcoeur, eine zierliche, junge Dame mit roten Lippen und Kurzhaarschnitt beglückte fortan mit ihren sanften Pop-Songs, getragen von reduzierten Gitarrenklängen und einer zerbrechlichen Stimme. Leider ließ sich die Dringlichkeit ihrer Texte angesichts des immer lauter werdenden Festival-Trubels nur schwer nachempfinden. Wer sich nicht 100%ig auf die chanson-artigen Lieder über Liebe und Befindlichkeiten konzentrierte, zog meist weiter. Dabei mussten sich die Stücke von Jules Cachcoeur keinesfalls verstecken, sie wären nur in intimerem Rahmen besser aufgehoben gewesen. Mit den Feuersteins folgte eine Family-Band mit bekanntem Gesicht. Guntmar Feuerstein ist ein alter Hase im Bühnen-Geschäft. Ob als Vollblutmusiker der Soulband Raoul Vandetta & Soulfingers, als Comedian oder wie letztes Jahr auf der trailer-wortschatzbühne als kongenialer Partner von Fred Ape, der Name Feuerstein steht für Unterhaltung mit Qualität. Mit seinen beiden Töchtern und Mitmusiker Thomas Hecking lebte er an jenem Sonntag seine Vorliebe für ur-amerikanischen Blues und Irish-Folk aus. Die Feuersteins, mit Gitarren, Akkordeon und Tasten bewaffnet, hauchten alten Volksliedern neues Leben ein und interpretierten Modernes auf ganz eigene Art. Guntmar Feuerstein verriet, dass dies der fünfte Gig am fünften Tag sei und nach einem abendlichen Intermezzo in Herne erst einmal eine Pause eingelegt werde. Das Publikum wusste den Fleiß der Band zur würdigen und dankte es mit akustischem Zuspruch und anschließend mit regem Andrang am CD-Stand.

Nach drei Bands war es nun Zeit für gelesene Worte. Klaus Märkert, ein, wie er verriet, vermeintliches Joachim Löw-Double, machte es sich um 19.00 Uhr auf der Bühne gemütlich, um das Publikum mit zynischen Geschichten voll von schwarzem Humor zu konfrontieren. Dabei verglich er den Verfall unserer modernen Gesellschaft treffend mit einem sterbenden Wald, ehe er uns mit auf eine nerdige Plattensammler-Reise gen Amsterdam nahm, die mit dem Erwerb einer The Cure-Scheibe freudig endete. Zwischen den Geschichten zupfte Jonas Kühne, Mitglied der Band Black Rust, den einen oder anderen Song in klassischer Singer/Songwriter-Manier. Zur Primetime um 20.15 Uhr machte Felix Lampert das Licht aus auf der trailer-wortschatzbühne. Seine in der lokalen Presse viel gelobte Darstellung eines jungen, versoffenen Iren zwischen Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll transportierte der Bochumer Schauspieler nun auf die Festival-Bühne. Der dargebotene Auszug aus dem Stück namens „Wodka in Dublin“ ließ erahnen, welch große Intensität bei Stille, passendem Bühnenbild und Scheinwerferlicht die von Beat-Lyrik geprägte Darstellung zu erzeugen vermag. Aber auch ohne theatrale, klassische Infrastruktur konnte Felix Lampert auf der trailer-wortschatzbühne so manchen mit seiner ausgeprägten Mimik und Gestik in seinen Bann ziehen. Ein würdiger Abschluss des viertägigen Festivals. Bis nächstes Jahr!

Text und Fotos: Benjamin Knoll

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