Bochum Total steht für ein Festival voller Musik von aufstrebenden Talenten und erfolgreichen Größen aller Genres. Sogar Hiphop ist zu hören. Neben den drei Bühnen, die ausschließlich mit Musik bespielt werden, gehört auch die trailer-bühne zum festen Repertoire des Festivals. Mitnichten steht hier nur Wortkunst auf dem Programm, vielmehr stehen Talentförderung, Vielfalt und der Mut, anders zu sein, im Vordergrund.
Musikalische Höhepunkte bot die trailer-bühne jeden Tag. Edy Edwards und Rich Kid Rebellion sind zwei Rocker mit Gitarren, mit denen sie bei ihrem Publikum unter anderem auch romantische Gefühle auslösen. Letzterer feierte hier am Donnerstag auch seinen 1000. Auftritt. Beide schafften es, das Lauf- zum Standpublikum zu machen.
Die ganz krassen Partys gingen aber am Abend. El Mobileh lieferten am Freitag einen regelrechten „Abriss“, wie Bühnenmanagerin Katharina Kunst es nannte. Sie schätzte das Publikum auf rund 400 Menschen, die sich von den positiven Energien der kreativen Rock-Combo haben anstecken lassen. Ähnlich viele Leute hat auch Paul Weber am nächsten Tag angezogen, auch wenn die Party dann nicht so wild ausgefallen ist wie am Vortag.
The Honeyclub wurden im Programmslot zuvor abgefeiert, als sie den Rock and Roll der 50er und 60er wiederaufleben ließen. Die junge Band bewies, dass sie den Nachwuchswettbewerb Campus RuhrComer 2020 mit Fug und Recht gewonnen hat. Ihr Sound ist nostalgisch und zugleich modern. Zeitgemäßer Rock and Roll – das ist die Mission der drei Jungs und das kriegen sie auch ausgezeichnet hin. Die alten und spontan neu entstandenen Fans bei dem Konzert beweisen dies.
Ein Highlight waren Klowdy, denn ihre Rhythmen erinnern an die Karibik, was schon exotisch genug ist. Tatsächlich stammen Klowdy aus La Réunion, einer kleinen Insel bei Madagaskar, die zu Frankreich gehört. Darum ist ihre Musik als kreolisch besser umschrieben. Doch Etiketten sind nur Schall und Rauch und das wird besonders deutlich, wenn man mitkriegt, mit wie viel Gefühl und Talent das Trio singt, gitarriert und basst. Dass es eine solche Band aufs Bochum Total schafft, ist einer Kooperation zwischen dem Bochumer Studierendenwerk AKAFÖ und dem Studierendenwerk auf La Réunion zu verdanken.
Abseits der Musik wurde Vielfalt großgeschrieben. Poetisch und gleichzeitig informativ war die lyrische Reise durch Korea mit Seon Hee Lee und Frank Joschek. Lieven Rother sowie Pia Lüddecke und Ernest boten Romanlesungen. Beim ersteren in Form eines Krimis mit vielen Milieustudien aus dem Ruhrgebiet („Marshall in Love“), bei zweiten als Live-Hörspiel mit verteilten Rollen, Soundeffekten und ausgedehnten Gitarrensoli („In Dreams“). Eine Institution bei BoTo sind auch Oli Hilbring und Michael Holtschulte, die beiden teils makabren, teils kalauerigen Cartoonisten aus Bochum. Eine Comedy-Show mit Bildern. Am Sonntag eröffneten, zu einer undankbaren Zeit, aber doch mit viel Lachen angenommen, die Improvisationskünstler von (K)Impro.
Transparenzhinweis: Für das Programm der trailer-bühne sind das Kulturbüro des AKAFÖ, BOSKOP, sowie der Herausgeber von trailer-ruhr zuständig. Der Autor dieses Artikels ist in der Vergangenheit bereits zwei Mal von BOSKOP für Auftritte auf der trailer-bühne engagiert worden.
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