Wie befreit man von einer Burka? Und muss man das überhaupt? Wenn man die zwanzigjährige Azime im Jugend-Theaterstück „funny girl“ von Anthony McCarten beobachtet, finden Zuschauer geeignete Antworten. Schließlich will die junge Frau mit kurdischen Wurzeln Comedian werden. Frank Hörner hat die Geschichte im letzten Jahr am Theater Kohlenpott in Herne inszeniert und sein skurriler Versuchsaufbau zwischen DJ-Mischpult und kargen Teppich wurde für das diesjährige 35. Westwind-Festival in Oberhausen eingeladen. Es ist eines der renommiertesten Theaterfestivals für junges Publikum und wird jedes Jahr von einem anderen Theater in NRW ausgerichtet.Im Junitreffen sich also Macher und Zuschauer im so ernannten „Palermo des Nordens" und schauen auf zehn bemerkenswerte Inszenierungen aus NRW sowie auch auf internationale Gastspiele. Wie immer bei einem Festival freuen sich alle auf Gespräche, Diskussionen und Begegnungen im Festivalzentrum oder aufs gemeinsame Kochen und Fabulieren in der Volxküche oder am Theaterstrand.
Im Oberhausener Theater, das Westwind in diesem Jahr veranstaltet, wird im Rahmenprogramm auch eine Arbeit aus El Salvador zu sehen sein, die zeigen will, dass es Wichtigeres gibt, als eine Nationalflagge in ein anderes Land zu tragen und in der junge Menschen entdecken, dass die eigenen Geschichten viel besser ihr Land und seine Menschen repräsentieren. Die Gruppe der freien Kulturinstitution Asociación Tiempos Nuevos Teatro (TNT) zeigt unter der Regie von Walter Romero und Julio Nolasco „Die große Reise der Cipotada und des Chucho“, die von El Salvador wild und ausgelassenausgerechnet nach Deutschland führt.Vom Düsseldorfer Forum Freies Theater (FFT) kommt es dagegen lautlos daher, obwohl die Stückentwicklung über das aufregendste und schwierigste Spiel der Welt alles andere als einfach war. Regisseurin Wera Mahne hat mit ihrem Team aus tauben und hörenden Darstellern eine Online-Recherche zum Thema Flirten betrieben und sie entwickelten aus den Ergebnissen in Laut- und Gebärdensprache eine furiose Dramaturgie aus Bewegung, Gesten und auch erwartungsvollem Lächeln. Wie immer werden Preise und Preisgeld erst bei der Abschlussfeier vergeben.
35. Westwind Festival | 15. - 21.6. | Theater Oberhausen | www.westwind-festival.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

19 neue Standorte
KulturMonitoring in NRW wird ausgeweitet – Theater in NRW 05/25
Der Held im Schwarm
„Swimmy“ am Theater Oberhausen – Prolog 10/24
Wüste des Vergessens
„Utopia“ am Theater Oberhausen – Prolog 09/24
„Es ist ein Weg, Menschen ans Theater zu binden“
Regisseurin Anne Verena Freybott über „Der Revisor kommt nach O.“ am Theater Oberhausen – Premiere 06/24
„Zero Waste“ am Theater
Das Theater Oberhausen nimmt teil am Projekt Greenstage – Theater in NRW 06/24
Von der Straße ins Theater
„Multiversum“ am Theater Oberhausen – Prolog 04/24
Mackie im Rap-Gewand
„MC Messer“ am Theater Oberhausen – Tanz an der Ruhr 04/24
Vom Elvis zum Cowgirl
„The Legend of Georgia McBride“ am Theater Oberhausen – Prolog 02/24
„Die Geschichte wurde lange totgeschwiegen“
Ebru Tartıcı Borchers inszeniert „Serenade für Nadja“ am Theater Oberhausen – Premiere 01/24
Multiple Zukünfte, sinnlos zerstört
„Die Brücke von Mostar“ am Theater Oberhausen – Prolog 09/23
Antworten, die verschwiegen werden
„And now Hanau“ in einem Oberhausener Ratssaal – Prolog 09/23
Folgerichtiger Schritt
Urban Arts am Theater Oberhausen – Theater in NRW 08/23
Kampf, Verlust und Liebe
Vorweihnachtliche Stücke für junges Publikum im Ruhrgebiet – Prolog 11/25
Tanz der Randfiguren
„Der Glöckner von Notre-Dame“ in Essen – Tanz an der Ruhr 11/25
„Jede Inszenierung ist eine Positionierung“
Regisseur Kieran Joel über „Antichristi“ am Schauspielhaus Dortmund – Premiere 11/25
Das selbsternannte Volk
„Die Nashörner“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 10/25
Körper und Krieg
„F*cking Future“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 10/25
Foltern ohne Reue
„Törleß“ am Bochumer Rottstr 5 Theater – Prolog 10/25
„Subjektive Wahrnehmung ist verboten“
Regisseurin Jette Steckel über „Das große Heft“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 10/25
Graf Fridol geht auf Nachtschicht
Musik-Improtheater beim Duisburg Fringe Festival – Festival 09/25
Auf einem Mistkäfer zum Olymp
„Der Frieden“ am Schlosstheater Moers – Prolog 09/25
Ein großartiges Schlachten
Elfriede Jelineks „Am Königsweg / Endsieg“ in Essen – Prolog 09/25
„Es geht auch um Fake News“
Regisseurin Lola Fuchs über „Der zerbrochene Krug“ am Schauspielhaus Dortmund – Premiere 09/25
„Kreativität entsteht manchmal aus Reduktion“
Marc L. Vogler über seine Arbeit als Hauskomponist der Jungen Oper Dortmund – Interview 09/25
Ein Fake für den Nobelpreis
„Der Fall McNeal“ in Düsseldorf – Prolog 08/25