Provokant ist nur der Titel „Schöne Scheiße“ – und eigentlich auch nur noch bei älteren Semestern. Dilettantische Meisterwerke von Dieter Roth (1930-1998) zeigt gerade das Ostwall Museum im Dortmunder U. Der Kenner denkt an verwesende Dinge, an Schokolade, an Exkremente in jeglicher Form. Doch so ist es nicht. Der erste Eindruck ist eher das Leben selbst, das zelebriert wird. Auf 130 Monitoren agiert der Meister, zuhause, im Atelier und sonst wo. Oft ließ er Kameras laufen beim Tun und Lassen, oft will man nicht einmal wissen, wo das gerade ist.
Anlass für die Ausstellung ist eine Dauerleihgabe von 200 Arbeiten von Horst Spankus, die den Bestand des Museums im Rahmen ihrer stattlichen Fluxus-Sammlung temporär auffüllen. Die meisten Arbeiten sind Auflagenwerke von Roth aus allen Perioden. Beispielsweise die „Große Landschaft“ aus Käse auf Dachpappe in Kunststofftasche von 1969 oder „Kleiner Sonnenuntergang“, Plockwurst auf Papier auch in Kunststofftasche von 1972. Der Schweizer Roth war ein Könner im Versiegeln von Verwesungsspuren, die Plockwurst (es hätte auch Salami sein können, hätte nur länger gedauert) härtet mit der Zeit aus, fettet das zweifarbige Papier, fertig war der Sonnenuntergang für Nichtvegetarier. Und es riecht auch noch so.
Sehenswert sind sicher auch die Selbstportraits des ständigen Zweiflers Roth, der nicht nur bildender Künstler war, sondern auch Literat und Musiker, Grafiker, Aktionskünstler, Wahnsinniger und Sammler. Ein Löwe der Kunst wollte er sein: „Löwenselbst“ (1969-71) ist aus Schokolade auf Holzplatte, als manisch depressiver Hase fühlte er sich oft: siehe „Karnickelköttelkarnickel“, der Scheißhase von 1970. Oft schuf er spontanes beim Kaffee wie „Selbst in Stuttgart“ (Juli 1972) Kugelschreiber auf Papier (ein Unikat!). Es ist sehr viel Kleinteiliges (Briefbeschwerer von 1983) zu sehen in Dortmund, und das ist angesichts der großen Retros der letzten Jahre ganz angenehm. Clever war Roth, der „Kunst nur wegen des Geldes machte“ (Zitat) sicher.
„Dieter Roth: Schöne Scheiße. Dilettantische Meisterwerke“ | bis 28.8. | Museum Ostwall, Dortmunder U | 0231 502 52 36
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