Die Bühne ist mittels Klebeband in einzelne Räume unterteilt und eingerichtet, alles ist in weiß gehalten und wirkt steril, an den Seiten tragen Ständer silberne und goldene Vorhänge. Es ertönt eine Warteschleife: „Bitte haben sie noch etwas Geduld“.
Auf dem Sofa liegt Alejandro Russo und blättert im trailer Magazin. Liliana Ferri De Guyenro kommt nach Hause, schlüpft in Glitzersocken von den Turnschuhen in die Hausschuhe, sagt kurz „Hi“ und wäscht sich die Hände. Bücher wie „Der schön gedeckte Tisch“ verraten, dass es hier um den äußeren Schein geht. Dieser Raum wirkt wie ein Warteraum. Ein Raum, in dem es eigentlich nichts zu tun gibt. Die beiden rücken Möbel, wollen Kaffee, haben aber keinen mehr und die Warteschleife sagt, dass die aktuelle Wartezeit noch fünfzig Minuten beträgt. Der Tanz durchbricht die Warteraum-Atmosphäre. Sie vollführen Bewegungen die emotional geladen sein könnten, Kniefälle, ein forderndes Ausstrecken der Arme, doch sie tun dies distanziert, mit kühlem Blick und ändern immer wieder den Kontext der Bewegung.
Gerade diese Distanz lässt das Geschehen absurd und skurril wirken. Russo öffnet einmal den Silbervorhang an der hinteren Bühnenwand, plötzlich erhellt sich der Raum, Straßengeräusche, Sirenen und Stimmen dringen zu uns durch. Wenig später schließt er den Vorhang wieder – zurück in die Warteschleife. Die Wartezeit beträgt mittlerweile siebzehn Mondphasen. Mit gut gearbeiteter körperlicher Präzision entfremden sie Alltagsbewegungen, gießen Wasser auf Tische und Stühle, als müsse das so sein. Sie versuchen sich in direkter körperlicher Übertragung an Aufforderungen aus der Popmusik („Twist and shout“, „Drop it like it‘s hot“) in gewohnt distanzierter Manier, als seien sie Ratgeber, die man befolgen müsse, ohne hinter die Zeilen zu schauen.
Zeitweise wird die Distanz durchbrochen, es erklingen Popsongs, ein Schlager über Kaffee wird von Robert Schulz vorgetragen und Lukas Tobiassen erzählt uns, was alles passiert wäre, wenn das Geld für einen dritten Tänzer gereicht hätte. Die beiden anwesenden Tänzer probieren sich an symmetrischen und asymmetrischen Posen, bis daraus Bewegung wird und der Bezugsrahmen fehlt, an dem überprüft werden könnte, ob Symmetrie vorliegt oder nicht. Passen sie ins Bild, oder nicht? In welches Bild sollen sie eingefügt werden? Russo und De Guyenro lassen ihren kleinen Dialog über Kaffee und Tee durch andere Themenbereiche schweifen: „Do you want some visions?“, „A slice of happiness?“, „Awesome, I´ll make some.“ Ein Mitarbeiter geht ans Telefon und beendet die Warteschleife, an diesem Punkt endet das Stück.
Papadopoulou hat einen authentischen, nie ins Pathetische abdriftenden Weg gefunden, etwas über Selbstinszenierung zu erzählen, ohne diese plakativ zu benutzen. Das Team beweist humoristisches Talent und wird mit häufigen Lachern und lang anhaltendem Applaus belohnt. Ich verlasse das Maschinenhaus mit der großen Lust, mich ins dreckige, städtische Getümmel zu werfen.
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