Die zwei Granitbalken auf kurzen Holzbalken halten den ganzen Raum zusammen. Die Neusser Künstlerin Roseline Rannoch hat sie mit Reinzinn malträtiert, doch dem Stein konnte das Metall nichts anhaben, es prallte ab, es verteilte sich in getrockneten Pfützen auf den Balken und den es umgebenden Museumsboden. Auf einem Balken füllte es optisch eine Rille, mehr nicht. (Beat Me, 2011/2012)
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin. Ihr künstlerisches Interesse gilt vorwiegend den Medien Skulptur und Installation, in letzter Zeit denkt sie auch über Performances nach. Ihre Arbeiten verbinden Plexiglas, Stahlplatten, digital bedruckte Stoffbahnen, gestisch gegossene Metalle, Obst und gefundene Objekte (handmade readymades) mit „klassischen“ Materialien wie Holz, Stein und Gips. Daraus entstehen undurchsichtige, komplexe, aber immer sehr räumliche Arbeiten mit einer hohen physischen Präsenz. „Logik des Materials“ nennt sie ihre prozesshafte Vorgehensweise, die auch einen gewissen Humor beinhaltet.
Im Dortmunder Schaufenster des Ostwall Museums zeigt die diesjährige Förderpreisträgerin der Kulturstiftung Dortmund die Installation „Beat me“, extra für den kleinen Raum hinter den Glasscheiben entworfen. Der erste Blick fällt auf einen silbernen SpongeBob (2012), der kopfüber in der Auslage hängt. Im hinteren Teil kommt er wie die Granitbalken auf den Seziertisch mit Hologramm (SpongeBobs, 2012). Eine radiante, antiprismatische (hört sich cool an) Plexiglasscheibe trennt zwei Siebenerreihen. Sechsmal den KinderTV-Serienstar und eine Zitrone. Auf der einen Seite in Natura und Plüsch, auf der anderen aus Aluminium, Zink und Zinn. Je nachdem, wie man schaut, überlagern sich die beiden Systeme.
Dazu befindet sich in der Installation noch der fluffige Digitalprint eines Treppenlifts (80x360cm, 2011), der viermal gedruckt ist, dreimal auf dem Kopf. Und ein Objekt aus Lack, Drahtseil, Bettzeug auf einem Kleiderständer. Das zeigt einen Leoparden, der die Besucher vor und hinter der Schaufensterscheibe scharf im Auge behält (Beat Me II, 2009). Warum? Das entzieht sich im Kontext der Installation meiner Kenntnis und Wahrnehmung. Hoffen wir aber, dass wenigstens SpongeBob das Martyrium überlebt.
„Beat me“ I bis 9.9. I MO Schaufenster #05 I Ostwall Museum, Dortmund I 0231 502 47 23
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
In der Kunstküche
„Am Tisch“ und Medienkunst im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/25
„Weibliche und globale Perspektiven einbeziehen“
Direktorin Regina Selter über „Tell these people who I am“ im Dortmunder Museum Ostwall – Sammlung 10/24
„Crème de la Crème der Popkunst“
Regina Selter und Rudolf Frieling sprechen über Nam June Paik – Sammlung 04/23
Durch die Blume
„Flowers!“ in der Kunst ab 1900 im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/22
In der Verlängerung beginnen
Museen zwischen öffnen und schließen – Kunst in NRW 02/21
Der Mensch in Kapiteln
„Body & Soul“ im Museum Ostwall – Ruhrkunst 08/20
Mit allen Sinnen
Idan Hayosh im Dortmunder U – Ruhrkunst 02/20
Die Moderne aus der Nähe
Niederländische Malerei aus der Sammlung Singer Laren in Dortmund – kunst & gut 07/19
Schnake an der Wand
Preisträgerin des MO Kunstpreises Lili Fischer stellt im Museum Ostwall in Dortmund aus – kunst & gut 02/19
Kein letzter Schuss aufs Kunstwerk
Niki de Saint Phalle im Museum Ostwall – Kunstwandel 02/17
„Fragen an das gesellschaftliche Rollensystem“
Niki de Saint Phalles Frauenbilder im Museum Ostwall – Sammlung 12/16
Wenn Plockwurst aushärtet
Dieter Roths „Schöne Scheiße“ im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/16
Nachtspaziergang im Keller
„Light-Land-Scapes“ in Unna – Ruhrkunst 07/25
Viel zu tun
RUB-Sammlungen im MuT Bochum – Ruhrkunst 07/25
Women first!
Judy Chicago in Recklinghausen – Ruhrkunst 06/25
Bewegung und Berührung
Eva Aeppli und Jean Tinguely in Duisburg – Ruhrkunst 05/25
Einflüsse verschmelzen
Nadira Husain im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 05/25
Nudel, Mops und Knollennase
Loriot in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen – Ruhrkunst 03/25
Hannibal, ungeschönt
Latefa Wiersch im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 03/25
Gewebt, geknüpft, umwickelt
Sheila Hicks in Bottrop – Ruhrkunst 02/25
Wovon Bunker träumen
„Radical Innovations“ in der Kunsthalle Recklinghausen – Ruhrkunst 02/25
Auf Augenhöhe
Deffarge & Troeller im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/25
Runter von der Straße
Graffiti-Künstler im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/25
Die Dinge ohne uns
Alona Rodeh im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 12/24