Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung. Die Technik läuft manchem Menschen bereits den Rang ab. Kaum noch etwas Echtes scheint in unserem Leben zu existieren. Da ist der Drang nach Physischem und Berührung sehr groß. Dabei sind gerade die Geschichten, die im Laufe unseres Lebens in unser eigenes Fleisch und Blut hineingeschrieben wurden, oft rührend. Nur kommen sie selten zur Sprache. Oft ist das Gefühl für den eigenen Körper gestört. Optimal also, dass es das internationale Physical Theatre Festival in Essen gibt, das in diesem Jahr zum fünften Mal stattfindet. „Full Spin“ hat spannende physische Geschichten gesammelt und bringt sie auf kreative Weise auf die Bühne – Kultur zum Anfassen. Insgesamt kann der nach Haptik gierende Besucher 17 beeindruckende Performances, Konzerte, Theaterstücke, Clownerie und Workshops aufspüren.
Und was würde sich besser eignen, als die brisante Mischung aus Kultur, Philosophie, Sinnlichkeit und Humor in ehemaligen Industriegebieten des Ruhrgebietes stattfinden zu lassen? Schließlich wurde hier tatsächlich hart geschuftet. Wer hätte also gedacht, dass dort, wo einst in der Zeche Carl unter schwierigen Bedingungen Kohle abgebaut wurde, heute eine artistisch-philosophische Langzeitunterhaltung oder auch „himmlische Sondierbohrung nach Erkenntnis“ warten würde? Und wer kann schon von sich behaupten „Hybridation“ oder auch „Daumenkinographie“ in einem Maschinenraum live erlebt zu haben?
Wer nach den sinnlichen Ereignissen der Extraklasse noch Herr seiner Finger ist und sie nicht zufällig von einer Maschine zerschreddert wurden, kann zudem lernen, wie man künstlerisch lacht. Wobei man das eigentlich auch ohne Daumen kann, sollte jener versehentlich abgefallen sein. Denn wer meint, in einer von Maschinen dominierten Welt dürften Menschen nicht mehr lachen, liegt falsch. Beim Full Spin Festival geht man nämlich zum Lachen nicht etwa in den Keller, sondern zu „The Art of Laughter“ von Comedian Jos Houben im Grillo Theater. Wer jetzt noch immer lebt, darf noch etwas ausprobieren: Zum Beispiel eine grenzüberschreitende Sinneswandlung, indem man ausnahmsweise mit dem Sehsinn nach Luft zu schnappen versucht. So wie bei der Inszenierung „Die mit den Augen atmen“ von Killer&Killer, die dem Spannungsverhältnis von fiktiven Welten und physischer Realität nachspüren.
Das und noch vieles mehr rund um die heißen Themen Körper, Kultur und Sinnlichkeit gibt es vom 28. Juni bis zum 6. Juli im Rahmen des Full Spin Festivals in Essen auf Augen, Ohren und in die Hand.
Internationales Physical Theatre Festival „Full Spin“ | 28.6. – 6.7. | div. Orte in Essen | www.fullspinfestival.de
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Sentimentale Krähe, böse Zahnfee
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Glücklich bis ans Ende?
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Postapokalyptische Manege
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Die Erbsen sind immer und überall
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Fortschritt ohne Imperialismus
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„Ich finde unbekannte Werke spannend und befreiend“
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