Nicht aus Hass, sondern aus Liebe töten sie
„Arsen und Spitzenhäubchen“ im Theater im Rathaus – Theater Ruhr 10/12
Selbstgebackene Küchlein, selbstgemachter Holunderbeerwein mit einem Spritzer Arsen und einem Schuss Zyankali – fertig ist das verführerische Gemisch, das alte Herren um die Ecke bringt. Nicht aus Hass, sondern aus Nächstenliebe werden sie getötet. Und das von zwei liebreizenden, wohlhabenden Damen, die doch nur das Beste wollen. Und außer Teddy, ihrem verrückten Neffen, darf sowieso kein Mann länger als ein Glas Wein im Haus verweilen.
Die unzählige Male am Broadway aufgeführte Kriminalkomödie von Joseph Kesselring aus dem Jahre 1941 beschreibt laut Cordula Trantow die „weibliche Variante“ des Tötens. Ein Überspielen und Vertuschen von Tatsachen, ein Abtun von Lebenslügen, zu dem jeder Charakter etwas beisteuert und das auch in dieser Form nicht zufällig entstanden ist. Zum Beispiel Franklin D. Roosevelts Onkel Teddy, dessen Lebensprojekt unter anderem der Bau des Panama-Kanals war, oder Frankensteins Monster bekommen ihren eigenen Auftritt in dem Stück. Die zeitlos-aktuelle Satire kann und will die Frage „Täter oder Opfer?“ nicht beantworten.
Regisseurin Cordula Trantow und ihre Partnerin Veronika Faber geben ein geniales mörderisches Duo ab. Fast vermisst man die beiden giggelnden Tanten Abby und Martha Brewster, wenn sie gerade nicht auf der Bühne sind. In ihrem rosa Kosmos sind sie belebend für das langatmige Stück, das teils mehr Klamauk als Komödie präsentiert. Etwas abgedroschen sind die ewigen, vorhersehbaren Fauxpas der Nebendarsteller, die – trotz nervigem Aufritt – doch wunderbar besetzt sind.
In dieser trügerischen Idylle des „American Dream“ siegt am Ende die Verrücktheit. Und die hier doch etwas mehr als nur sprichwörtlichen Leichen im Keller werden, wie in der heilen Welt des glamourösen Amerikas, schlichtweg unter den Teppich gekehrt.
Für alle Vorstellungen vom 29.9. bis 18.10. gibt es noch Restkarten I www.theater-im-rathaus.de
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