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SLIXS und Mitglieder des Bochumer Ensembles
Foto: Schauspielhaus Bochum

Lieder vom Ende

29. März 2018

„Time to Close Your Eyes“ im Schauspielhaus Bochum – das Besondere 04/18

Die mit Abstand größte Illusion des menschlichen Lebens ist der Glaube an die eigene Unsterblichkeit. Dementsprechend gewaltig ist der Tod an sich, ob er plötzlich kommt oder sich in langen Bahnen zäh und schmerzhaft ankündigt. Während die meisten von uns bereits bei Weitem mehr Lebensjahre verzeichnen können als der mittelalterliche Durschnitts-Homo sapiens sapiens, rettet uns das 21. Jahrhundert mit all seinen Errungenschaften noch lange nicht vorm eigenen Entschlafen. Auch im Jahr 2018 bleibt der Tod jene Frage, auf die wir keine Antwort wissen. Und wie bei jedem Tabu tut sich an dieser Stelle die Ungewissheit auf, wie denn nun damit umzugehen sei. Die Möglichkeiten reichen von Ignoranz bis hin zur alltäglichen Vergegenwärtigung des eigenen Endes; ob das Leben jedoch lebenswerter wird, je öfter wir beim Zubettgehen leise „vanitas vanitatis“ murmeln, sei dahingestellt.

Olaf Kröck, designierter Intendant des Bochumer Schauspielhauses, hingegen begegnet dem Tod und jedem möglichen Ende mit einem Geschenk: einer festen Platzierung im Spielplan 2018. „Time to Close Your Eyes“ heißt der Liederabend, der es sich, einer gesellschaftlichen Therapie gleich, zur Aufgabe macht, das Bochumer Publikum fortan in regelmäßigen Abständen mit Hilfe von Schlafliedern an den Gedanken vom Ende zu gewöhnen. In Zusammenarbeit mit dem mehrfach ausgezeichneten Vokalensembles SLIXS durchleben Schauspieler des Bochumer Ensembles hier den Tod in all seinen Farben und Formen. Denn beim Ende muss es sich nicht um den finalen Exitus handeln: Eine Trennung, ein Umzug, das Ende eines langen Abends oder auch der Verlust eines geliebten Gegenstands – all diese Situationen sind in der Lage, in uns einen ähnlichen Schmerz zu verursachen, uns einen kleinen Tod sterben zu lassen. Sie sind gleichermaßen Vorbereitung auf den letzten Paukenschlag wie auch Gelegenheit, sich der eigenen Endlichkeit bewusst zu werden. So gelingt es Kröck mit „Time to Close Your Eyes“ einen poetischen Beitrag zur Dekonstruktion eines Tabus beizusteuern – und gleichzeitig Ausnahmekünstler auf der Bochumer Bühne zu vereinen.

„Time to Close Your Eyes“ | R: Olaf Kröck | 7.(P), 11.4. 19.30 Uhr, 21.5. 19 Uhr | Schauspielhaus Bochum | www.schauspielhausbochum.de

Barbara Slotta

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