Video, Performance, Theater, Film. Postdramatik. Das Wesen der britischen Künstlergruppe Forced Entertainment um Tim Etchells ist, keines zu haben. Ihr Anspruch, das Theater im Theater zu hinterfragen, hat ihnen gerade nach gut 30 Jahren postdramatischem Aktionismus den renommierten Ibsen-Preis eingebracht. Der gilt als einer der prestigeträchtigsten Theaterpreise der Welt und wird vom norwegischen Staat mit 2,5 Millionen norwegischen Kronen (263.000 €) dotiert. Das geht sicher in Ordnung und niemand wird sich beschweren.Sicher, schon 1977 sprengten Marina Abramović and Ulay in „Relation in Time“ (17 Stunden-Performance!) alle Regeln, doch sie performten eben in Galerien und Museen, wären in Theatern undenkbar gewesen. Mit den Durational Performances von Forced Entertainment war das anders, die Truppe aus Sheffield hat inzwischen alle Genregrenzen überschritten und kommt jetzt also gut gelaunt mit dem neuen Stück „Real Magic“ nach Essen zu PACT Zollverein. Und das mit einem großen Ensemble.
Wie immer sollen aus einfachen Aufgaben kleine Aktionen, aus irreversiblen Aktionen reale Bewegung werden – das Sägen von Holz, das Zerreißen von Papier oder das (Aus-)Schütten von Wasser. Forced Entertainment beziehen ihre gesamte Umgebung mit ein, von der PACT-Raumtemperatur über die Zuschauerzahl bis zum Wetter draußen, wenn zwischen dem Drinnen und den Draußen springen und den Fallen, in denen wir stecken, zu entkommen versuchen. Performer wie Zuschauer stecken in einer postmodernen Dada-Situation, die bewegender sein wird, als die reale Welt draußen auf dem Zechencampus. Und die Magie? Die kann man natürlich immer nur live erleben. Das war bei Marina Abramović and Ulay nicht anders.
„Real Magic“ | 4.-6.5. 20 Uhr | PACT Zollverein, Essen | 0201 289 47 00
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