Im neuen Jahr zertrümmern zwei Stücke unsere heiß geliebte Realität. Wir müssen nicht nur verschwundenen Geistern nachspüren, sondern wohl auch Zwillingen in einer weit entfernten Galaxis. Das Stück „Geister“ von Florian Fischer und dem Ensembledes Schauspielhauses Bochum begibt sich in der Zeche Eins auf die Suche nach dem Unterdrückten, Ausgelöschten und Verschwundenen in unserer Welt und findet dabei die Spuren von verbrannten Hexen, Queers und anderer nichtprivilegierter Menschen. Regisseur Fischer inszeniert eine Recherche über das Unsichtbar-Sein und -Machen von Menschengruppen in der öffentlichen Wahrnehmung. So zum Beispiel die Hidden-Mother-Fotografie aus dem 19. Jh., wo die Mutter mit Baby auf dem Schoß auf dem Foto unsichtbar gemacht werden musste, wenn man das Kind alleine auf dem Bild haben wollte. Ausgelöschte Vergangenheiten, die wir wieder sehen lernen sollten, denn: The past never stops. The past is present. Zukunft soll erst dann wieder vorstellbar sein, wenn erkannt wird, dass alles, was für normal gehalten wird, auch erst erfunden werden musste. Der performative Abend, der in der Zeche Eins nur einen Monat aufgeführt wird (!) zeigt anschaulich Auslassungen in der Geschichtsschreibung, aber auch das Unsichtbarmachen von Menschenleistungen, die uns scheinbar nicht wichtig genug sind.
Was würden Sie sagen, wenn nach einem neuerdings wieder favorisierten kosmologischen Modell ein Gegenstück von Ihnen in einer ungefähr 10 hoch 1028 Meter entfernten Galaxie leben würde und noch schlimmer, wenn der genau immer das tun würde, was Sie schon immer gerne getan hätten? Blöde Situation. Im Stück „Konstellationen“ von Nick Payne im Dortmunder Studio untersucht genau das Marianne. Denn die ist Quantenphysikerin und forscht gerade nach der Existenz paralleler Universen. Roland dagegen ist Imker und sieht die Welt mit dem rationalen Blick eines Biologen. Die beiden treffen sich auf einer Grillparty und verlieben sich. Schnitt. Die beiden treffen sich auf einer Grillparty und verlieben sich nicht. Nee kein Murmeltier, sondern Physik. Der in Budapest geborene Regisseur Péter Sanyó inszeniert diese Geschichte um die Frage, was wäre, wenn wir nach entscheidenden Weggabelungen unseres Lebens die Zeit zurückdrehen könnten? Ein Stück für zwei Figuren und Dutzende alternative Schicksale.
Geister | Fr 17.1.(P) 19.30 Uhr | Zeche Eins Bochum | 0234 33 33 55 55
Konstellationen | Fr 31.1.(P) 20 Uhr | Theater Dortmund | 0231 502 72 22
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