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Gesang, Gedichte und Fechtduelle

01. Dezember 2010

„Cyrano“ am Theater Oberhausen - Theater Ruhr 12/10

Kann man geliebt werden, wenn man hässlich ist? Können schöne Worte die große Nase wettmachen? Cyrano glaubt nicht daran und leiht dem schönen Christian seine Worte, um die von beiden geliebte Roxane zu verführen. Es kommt, wie es kommen muss, Roxane verliebt sich in Christian, weil sie glaubt, die wunderschönen Liebesbriefe kämen von ihm. Der eigentliche Verfasser Cyrano geht leer aus. Diese leicht durchschaubare Geschichte in der Bearbeitung als Jugendstück von Jo Roets und Greet Vissers nach Edmond Rostand inszeniert Britta Mannes mit viel Witz und Ironie am Theater Oberhausen, ohne dabei eine allzu platte Moral über den gesellschaftlichen Umgang mit (vermeintlichen) körperlichen Makeln in den Vordergrund zu stellen oder das Stück zu einer kitschigen Liebesgeschichte zu degradieren.

Im Zentrum der Geschichte um Cyrano steht natürlich die Sprache, die Kunst der schönen (Liebes-)Worte. Doch in der Inszenierung in Oberhausen kann Cyrano (Peter Waros) nicht nur die zahlreichen Wortduelle für sich gewinnen, auch aus den beeindruckenden und gekonnten Fechtduellen geht er stets als Sieger hervor. Ob mit Gesang, Gedicht oder Degen – Cyrano kann all seine Widersacher bezwingen. Aber nicht nur mit Wortwitz, auch in ihrer überzogenen Gestik und Mimik überzeugen die Schauspieler, hierbei besonders Patrizia Wapinska (als Roxane). Michael Golab und Klaus Zwick schlüpfen dabei mühelos in verschiedene Rollen. Vor allem Letzterem gelingt es gut, von Szene zu Szene zwischen seinen fünf verschiedenen Charakteren zu pendeln. Als Erzähler, der als einzige Figur außerhalb des Geschehens steht, tritt er mit Totenkopfmaske auf, gibt Orts- und Zeitwechsel bekannt und räumt auch schon mal die Bühne auf. Zuletzt verkörpert er den Tod und sucht in dieser Funktion Cyrano heim. Gelungen ist auch das Bühnenbild (Stefanie Dellmann): eine kleine Guckkastenbühne, ein Zimmer darin, eine Leiter und ein Dach, die ebenfalls bespielt werden. Die historischen Kostüme (Wibke Winterwerber) harmonisieren mit der Inszenierung und runden das Bild ab. Ein amüsanter – dabei allerdings wenig tiefgründiger – Abend. Der lang anhaltende Schlussapplaus belohnte die gelungene Premiere.


ALEXANDRA BRUNDIERS

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