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Feeling Calles Love
Foto: Achim Kukulies

Sammeln bis der Tod kommt

29. Mai 2019

„Collection of an Idiot“ im Museum Bochum – Kunstwandel 06/19

„What is this feeling called love? What is this crazy scene I can't quite tell no-how?“ Mit einer uralten (hust) Punk-Titelzeile von Wire ist eine Ausstellung im Bochumer Museum überschrieben. „Feeling Called Love“ ist eine Halde an Kunst, Raritäten, Köstlichkeiten, Irrungen und Wirrungen in Malerei, Fotografie und Installation. Das ist schon in Menge und Qualität museal, dennoch ist es auch eine Hommage an das obsessive Kunst-Sammlertum. Beim nicht genannten Leihgeber haben auch bibliophile Gene ihr Werk verrichtet, wie man unschwer erkennen kann. Das macht Sinn, selbst in einem Musentempel im handfesten Ruhrgebiet. Schon länger präsentiert das Kunstmuseum Privatsammlungen, um die vielfältigen Möglichkeiten des Umgangs mit Kunst jenseits musealer Programmatik im privaten Lebensraum zu veranschaulichen. Sicher wird das in Zukunft zunehmen, angesichts der katastrophalen finanziellen Ankaufs-Ausstattungen der kommunalen Einrichtungen.

Treten Sie also ein in die „Collection of an Idiot“, die über 200 Einzelwerke schilderfrei aber nummeriert zeigt und so oft eine Lesebrille notwendig macht. Auf den ersten Blick erschlägt das Angebot an optischen Reizen, die Bilder werden hintereinander in offenen Kabinen präsentiert – keine Petersburger Hängung, aber ziemlich nah dran. Keisuke Yamamoto hat er gekauft, Felix Droese aus den berüchtigten 1980ern sehe ich, aber auch Jonas Burgert (klein keilt, 2014), der die psychotischen Ströme im Unterbewusstsein auf die Leinwand lenkt: Ein Hieronymus Bosch-Fischmonster scheint auf der Schulter des abgekämpften, jungen Künstlers zu hocken, nur das befleckte Waschbecken scheint nicht aus dem 15.Jahrhundert zu stammen. Und gleich nebenan ein schicker Kontrast mit dem stillen Snow-Girl (2009) von Tomoko Nagai, eine typische Arbeit mit zuckersüßer Märchen-Mangafigur.

Einen Showroom weiter wimmelt es bereits von Totenköpfen und Blutgelagen. Sehr verstörend ist Ashley Hopes „Texas“ von 2007. Kein Wunder, dass das Museum am Eingang mit einer Tafel warnt und Kinder nur in Begleitung Erwachsener hinein lässt – selbst wenn sie wie bei Blalla Hallmann ihre Eltern verwursten können. Wer Spaß am Entschlüsseln hat und etwas Zeit, der sollte sich den höllischen Kunst-Parcours nicht entgehen lassen.

Feeling Called Love. Collection of an Idiot | bis 30.6. | Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30

PETER ORTMANN

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