Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
29 30 1 2 3 4 5
6 7 8 9 10 11 12

12.559 Beiträge zu
3.788 Filmen im Forum

Foto: Oliver Stroemer

Kontinuierliche Transformation

15. Juni 2023

„Club27“ im tanzhaus NRW – Prolog 06/23

Woran denken wir, wenn auf einer Bühne Portraits von Brian Jones, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse aufgebaut sind? An Rock und Roll, an die Beatles, die Doors, an die oder das Nirvana oder einen brillanten „Back to Black“? Aber einige vielleicht auch an den Club 27, diesen illustren Kreis musikalischer weiblicher und männlicher Untote, die sich wohl darauf geeinigt haben, nicht älter als 27 zu werden.

Trotz wissenschaftlichem Widerspruch erreicht der Mythos in der Kunstwelt Furcht zu sähen und gleichzeitig Glanz zu spenden. Der türkische Performer, Choreograf und Wahlberliner Enis Turan stellt diese Todesfälle nun in „Club 27“ in einen neuen Zusammenhang, erklärt in seiner Performance, dass der Tod keinen Stillstand und kein Ende mehr markiert, sondern eher eine kontinuierliche Transformation aller Dinge und Lebewesen auf diesem Planeten bewirkt. Der Tod bekommt so einen Raum mit anfangs donnernden Turntables (Olivia Hyunsin Kim) und farbigem Videoscreen (Jan Valentin Müller) und wird nach längerem Speech-Intro zu einer Figuration der Monotonie des Ablebens und absurden Verwandlung, in der alle Handlungen fast zeitlupenhaft der Transformation untergeordnet werden. Ein offensichtlicher Tatort der vorsätzlichen oder fahrlässigen Selbsttötung wird mit weißem Klebeband gekennzeichnet, gleichmäßig schwebend begleitet die Tonspur auch hier die Choreografie der Requisiten und Performer, einer von ihnen (Björn Ivan Ekemark) durchlebt die 90 Minuten leichenhaft nackt und somit natürlich regungslos, während der tote Enis Turan sich nun verwandelt und so seine Behauptung eines endlosen Nichtendens einlöst, begleitet von Petr Hastik, Choreograf und Performer aus der Tschechischen Republik. Die Metamorphose des toten Körpers in eine tanzende Spieluhr-Puppe kulminiert in einem Requiem aus Psalm 127, nebst stilisierter fast religiöser Waschung und Umkleidung. Das nur scheinbar Wiedergeborene wird so auch zu einer Umformung (continuous tranformation) des ehemaligen Selbst. Am Ende erstarren alle zu stillen Formen scheinbarer Tableau vivants, der Kreisbogen zum lauten expressiven Musikclub-Beginn ist geschlossen und kann sich nun endlos weiterdrehen.

Club27 | Fr. 30.6. + Sa 1.7. je 20 Uhr | tanzhaus NRW, Duisburg | www.tanzhaus-nrw.de

Peter Ortmann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Planet der Affen: New Kingdom

Lesen Sie dazu auch:

„Der Körper ist auch elastisches Material“
Choreografin Prue Lang über „Zaurak“ im Tanzhaus NRW – Tanz 12/17

Im Darkroom der Geschichte
Ariel Efraim Ashbel bei den Impulsen in Düsseldorf – Theater Ruhr 07/16

Böse die Glocken mal klingen
Nicht gerade Besinnliches zur Weihnachtszeit, aber Kult – Prolog 12/15

Bühne.

Hier erscheint die Aufforderung!