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Partitur des Theaterstückes „Kreuzigung“ von Lothar Schreyer
Foto: Michael Schreyer

Verspielte Akzente

29. Mai 2019

Bauhaus-Bühnenwelten in Essen – Ruhrkunst 06/19

Bauhaus-Bühne – wer denkt da nicht sofort an Oskar Schlemmers „Triadisches Ballett“? Vorweg gesagt: Schlemmer-Kostüme und Aufführungsdokumente kann „Bühnenwelten“, zweiter Teil der Bauhaus-Trilogie im Jubiläumsjahr, nicht aufbieten. Gezeigt werden Exponate aus der Folkwang-Sammlung und von Schlemmer besitzt man nur einen Wandbild-Entwurf. Den präsentiert die Kabinettausstellung – schließlich leitete Schlemmer von 1923 bis 1929 die Bühnenwerkstatt am Bauhaus. Und das ist im Grunde schon alles, was die Farbskizze von Studierenden in Haus und Garten, lustwandelnd, rumsitzend oder Ball spielend, mit dem Thema verbindet.

Manko der Ausstellung ist, dass Erläuterungen zu Geschichte und Funktion der 1921 bis 1929 für alle Studierenden offenen Bühnenwerkstatt weitgehend fehlen. Man steht ein wenig ratlos vor rund 40 Exponaten: meistenteils kleinformatige Schwarz-Weiß-Schnappschüsse aus dem munteren Studentenleben, Fotos von Masken und Maskierten, Marianne Brandt im Metallkostüm. Auch Gret Palucca ist im Bild, dabei war die berühmte Ausdruckstänzerin keine echte Bauhäuslerin, kam aber ab und an mal für Darbietungen und Gymnastikstunden vorbei. Nur zwei, drei Bühnenfotos sind verfügbar – und auch die Hoffnung auf historische Filmaufnahmen wird enttäuscht. Es gibt schlichtweg keine.

Den nötigen Background können bestenfalls die samstäglichen Führungen um 15 Uhr leisten, gewürzt mit kaum bekannten Anekdoten zu den Aktivitäten und Protagonisten – von den expressionistischen Anfängen bis zum späten Agitproptheater. Zum Beispiel – und diese Begegnung lohnt den Ausstellungsbesuch – über Schlemmers geschassten Vorgänger. Lothar Schreyer, von Walter Gropius 1921 als erster Bühnenwerkstattmeister nach Weimar berufen, ist mit druckgrafisch aufwendig gestalteten Aufführungspartituren und Farbgrafiken von Figurinen und Kostümen prominent vertreten. Bereits 1923 musste er gehen, da seine streng komponierten, symbolisch-hermetischen Stücke in starren Ganzkörperkostümen den performativ-verspielten Bauhäuslern missfielen. Die 2012 rekonstruierte Aufführung von Schreyers „Mann“ (1920), zu sehen neben weiteren Neuinszenierungen in der „Filmbox“ im Museumsfoyer, verdeutlicht, warum es wohl auf der Generalprobe zum Eklat kam.

Bühnenwelten | bis 8.9. | Museum Folkwang Essen | 0201 884 50 00

Claudia Heinrich

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