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Blick in die Ausstellung
Foto: Peter Ortmann

Zwischen Stock und Stein

25. August 2016

„Kristalle im Beton“ in Marl – Ruhrkunst 09/16

Etwas unscheinbar liegt da ein kleines Gebirge aus Glas auf Boden. Zwischen Skulptur-Highlights der Moderne und permanenten Mega-Installationen wie „Mit(h)ropa“ (ausgestopftes Kalb vor schwarzem Buik, 1974) von Wolf Vostell gleich nach dem Eingang. Nur grünlich still schimmert dahinter „Zwischen Gebirge“ (2009) von Isa Melsheimer. Doch das ist auch nur ein Licht-Reflex auf die laufende Ausstellung „Kristalle im Beton – Die produktive Leichtigkeit“ im Keller des Skulpturenmuseums Glaskasten Marl. Sie soll Leichtigkeit als Gefühl oder Haltung, materielle Leichtigkeit, ein Gefühl des Schwebens und eine gewisse Vorstellung von Utopie zeigen. Also hinab in die Welt aus Beton und Glas.

Sofort entdeckt man weitere kristalline Gebirge von Isa Melsheimer. Aber auch filigrane Drahtgebilde von Nikolaus Gansterer oder die von Sinustönen dünnen Drahtfäden von Julius Stahl („Quader“ (Armin Köhler gewidmet), 2014). Die Britin Katja Davar bespielt drei Räume mit Videos über Kristalle und Gesten (Bsp.: „Crystal Dance on Purpose“, 59 Min., 2016). Weiter hinten im lichtdurchfluteten Raum stehen zwei Skulpturen, die auf besondere Weise interagieren. Die hölzerne Standard-Blumensäule im Kokon filigraner Stromkabel trägt neben einem kleinen Keramiklöwen auch eine Pkw-Kopfstütze und darin ein Bildschirm-Video eines piependen Singvogels im Käfig. Das Werk ohne Titel (2016) von der jungen Künstlerin Raphaela Vogel wird so zwischen den Beton- und Steingussskulpturen der Altvorderen Edurado Paolozzi (1924-2005) und Ernst Hermanns (1914-2000) quasi zur Mitteltafel eines zeitenübergreifenden Triptychons. Und bei aller Leichtigkeit wird es doch noch richtig laut. Im Doppel-Video „Prophecy“ (4:45 Min., 2016) lässt Raphaela Vogel eine Drohne dröhnen auf ihrem Flug zur imaginierten Göttin in Nebelwänden. Gebeamt werden die Projektionen dabei von einem Mehrpersonen-Dixi-Urinal (sauber), dass den Raum tatsächlich füllt. Ich frag mich immer, wo kriegt man sowas her und hat der nackte Mann im Film „River Plate“ (16 Min., 35mm auf HD-Video, 2013) von Josef Dabernig was damit zu tun? 

„Kristalle im Beton – Die produktive Leichtigkeit“ | bis 18.9. | Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl | 02365 99 22 57

PETER ORTMANN

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