Jubiläen gibt es immer wieder, heute oder morgen können sie geschehen. Ja, ich weiß, ein Wort ist falsch. Dass aber in der kleinen Stadt Schwerte zum 30. Mal das Internationale Welttheater der Straße stattfindet, grenzt schon an ein von vielen gefördertes Wunder. Gerard Mortier, der erste Intendant der Ruhrtriennale, hatte 2002 zwar das bunte Straßenfest besucht, damals aber nur Hoffnungen generiert. Egal, immer noch lohnt sich jede Anreise, um an zwei Tagen theatralische und zirzensische Ausnahmekultur sehen zu können. Draußen, fast drinnen und immer noch eintrittsfrei! Am Samstagnachmittag geht‘s los mit einem Kindertheater für alle ab vier.
In diesem Jahr kommen wieder aber auch weitere Spielorte dazu. Festivalstartpunkt ist die Rohrmeisterei, eine ehemalige Pumpstation, in der einst Rohre der Stadtwerke Dortmund repariert wurden, hier findet schon am Freitag der Auftakt ins kunstvolle Wochenende statt. Einen Tag später können die Besucher bereits im Rondell des denkmalgeschützten Wuckenhofs die neue Theaterperformance von Peter Trabner (bekannt als Tatort-Gerichtsmediziner Dr. Falko Lammert) sehen. „Diogenes" heißt die abgedrehte Ein-Mann-Show. Davor und danach spielt Emiliano Alessi aus Argentinien seine Vorstellung von urbanem Straßentheater. In „TEI TEI“ lernt der Zuschauer dann auch den besonderen Umgang mit Malerkrepp. Von der Straße in den Neuen Zirkus. Hippana Maleta, ein Trio aus Irland, Deutschland und Spanien zeigt in „Runners“, wie zwei Laufbänder zum Herrscher über die Jongleure werden können, und gewann so 2021 den Zirkus ON. In Schwerte kommt der Neue Zirkus aber wieder auf die Straße, hier brilliert das sechsköpfige deutsch-belgisch-niederländische Kollektiv „Common Ground“, sie sollen das derzeit am meisten gefeierte Ensemble des Genres sein. Wer das Herumstehen leid ist, dem seien Shakespeare Take Away aus den Niederlanden empfohlen. Hier muss das Publikum bei „Macbeth“ mitwandeln, kann aber auch spontan in das blutige Geschehen eingreifen. Geheimnisvoll scheint für Anreisende bereits der theatralische Startpunkt: ein Fußgängerweg neben der Lärmschutzwand!
30. Welttheater der Straße 2023 | 26. und 27.8. nachmittags und abends | Schwerte, Innenstadt, umsonst und draußen
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Kampf, Verlust und Liebe
Vorweihnachtliche Stücke für junges Publikum im Ruhrgebiet – Prolog 11/25
Tanz der Randfiguren
„Der Glöckner von Notre-Dame“ in Essen – Tanz an der Ruhr 11/25
„Jede Inszenierung ist eine Positionierung“
Regisseur Kieran Joel über „Antichristi“ am Schauspielhaus Dortmund – Premiere 11/25
Das selbsternannte Volk
„Die Nashörner“ am Düsseldorfer Schauspielhaus – Prolog 10/25
Körper und Krieg
„F*cking Future“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 10/25
Foltern ohne Reue
„Törleß“ am Bochumer Rottstr 5 Theater – Prolog 10/25
„Subjektive Wahrnehmung ist verboten“
Regisseurin Jette Steckel über „Das große Heft“ am Bochumer Schauspielhaus – Premiere 10/25
Graf Fridol geht auf Nachtschicht
Musik-Improtheater beim Duisburg Fringe Festival – Festival 09/25
Auf einem Mistkäfer zum Olymp
„Der Frieden“ am Schlosstheater Moers – Prolog 09/25
Ein großartiges Schlachten
Elfriede Jelineks „Am Königsweg / Endsieg“ in Essen – Prolog 09/25
„Es geht auch um Fake News“
Regisseurin Lola Fuchs über „Der zerbrochene Krug“ am Schauspielhaus Dortmund – Premiere 09/25
„Kreativität entsteht manchmal aus Reduktion“
Marc L. Vogler über seine Arbeit als Hauskomponist der Jungen Oper Dortmund – Interview 09/25
Ein Fake für den Nobelpreis
„Der Fall McNeal“ in Düsseldorf – Prolog 08/25
Im Körper graben
„Every-body-knows…“ auf PACT Zollverein – Tanz an der Ruhr 08/25
Supernova oder Weltfrieden
„GenZ, weine nicht“ bei der Jungen Triennale in Bochum – Prolog 08/25
„Wir brauchen sichere, offene Orte“
Ab der Spielzeit 2025/26 leitet Dramaturgin Sabine Reich das Prinz Regent Theater in Bochum – Premiere 08/25
Schnöde Technik oder Magie?
„Oracle“ bei der Ruhrtriennale – Prolog 07/25
„Eine Welt, die aus den Fugen ist“
Kulturamtsleiter Benjamin Reissenberger über das Festival Shakespeare Inside Out in Neuss – Premiere 07/25
Der verhüllte Picasso
„Lamentos“ am Opernhaus Dortmund – Tanz an der Ruhr 07/25
Von Shakespeare bis Biene Maja
Sommertheater in NRW – Prolog 06/25
Tanz als Protest
„Borda“ auf PACT Zollverein in Essen – Tanz an der Ruhr 06/25
„Das Publikum ist verjüngt und vielfältig“
Opernintendant Heribert Germeshausen zum Wagner-Kosmos in Dortmund – Interview 06/25
„Da werden auch die großen Fragen der Welt gestellt“
Kirstin Hess vom Jungen Schauspiel Düsseldorf über das 41. Westwind Festival – Premiere 06/25
Morgenröte hinter KI-Clouds
Das Impulse Festival 2025 in Mülheim, Köln und Düsseldorf – Prolog 05/25
Das Vermächtnis bewahren
Eröffnung des Bochumer Fritz Bauer Forums – Bühne 05/25