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Ort soziokulturellen Engagements in Bochum: Bahnhof Langendreer
Foto: Lisa Mertens

Virtuell und hinterrücks

05. Dezember 2012

Bahnhof Langendreer wurde Opfer von Hacker-Attacke am 2.12.

Der Schock saß, als Benedikt von Randow, im Bahnhof Langendreer für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig, am Sonntagmittag auf die Website des soziokulturellen Zentrums zugriff. Statt der wohlbekannten Inhalte und Veranstaltungshinweise auf die Aktivitäten der Institution prangte nur ein Nazisymbol und der Hinweis, man befinde sich auf der Seite des „Zentrums für nationalsozialistische Kultur“.

Die Website war gehackt worden. Sofort wurde dies auf der intakten Facebook-Präsenz gepostet, Freunde des Bahnhofs zeigten sich in ihren Kommentaren ebenso schockiert wie solidarisch. Da die Präsentation von nationalsozialistischen Symbolen in Deutschland strafbar ist, wurde der Vorfall zur Anzeige gebracht. Hinzu kommt der immense Schaden, der dem Bahnhof hierdurch entstanden ist.

„Der Neuaufbau einer Webpräsenz frisst sehr viel Zeit und Nerven. Außerdem können wir die Leute nur unzureichend über unsere Veranstaltungen informieren“, so von Randow.

In die auf Facebook ausgetragene Debatte mischte sich offenbar auch der Täter ein und gab an, dass er oder sie lediglich auf Sicherheitslücken aufmerksam machen wollte und nicht mit dem nationalsozialistischen Spektrum sympathisiere. Dies wurde auch per Mail wiederholt. Was der Hacker offenbar als Flucht nach vorn versteht – in einem seiner Kommentare auf Facebook heißt es „…die Hunde könnt ihr zurückpfeifen“ – wirkt dubios. Durch die Kenntnis der Passwörter scheint zwar bestätigt, dass es sich um den Täter bzw. die Täterin handelt. Sowohl die Mail als auch das Facebook-Profil offenbaren aber nicht, wer sich hinter dem Pseudonym „Maxi Musterio“ verbirgt, diesbezüglich ermittelt derzeit die Polizei. Fraglich ist, ob der Täter überhaupt ausfindig gemacht werden kann. Der Umweg über russische Server macht dies wahrscheinlich unmöglich.

Eine nationalsozialistische und somit politische Intention kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, weshalb der Bahnhof Langendreer den Vorfall auch nicht verschweigen, sondern publik machen will. Angesichts des Übergriffs vor anderthalb Wochen im Anschluss an das Pressure Air-Festival im Oberhausener Druckluft, bei dem die Angreifer auch nationalistische Parolen skandierten, bleibt man hinsichtlich der politischen Gesinnung des mutmaßlichen Täters skeptisch.

Der faktische Schaden bleibt ohnehin gleich, es handelt sich also nicht um ein Kavaliersdelikt. Benedikt von Randow versucht trotzdem, noch etwas Positives aus dem Vorfall zu ziehen: „Die Solidaritätsbekundungen zeigen, dass der Bahnhof viele Freunde hat", so von Randow.

Der Kommentar eines Users gefällt ihm besonders gut. Darin heißt es, der Bahnhof Langendreer müsse mit seinem soziokulturellen Engagement irgendwas richtig gemacht haben, um als Ziel einer solchen Attacke überhaupt in Frage zu kommen, sollte eine natinoalsozialistische Motivation eine Rolle gespielt haben.

Der Betrieb im Bahnhof ist nicht betroffen. Wer sich aktuell über Veranstaltungen des Bahnhofs Langendreer informieren will, findet alle Termine sowie Tickets auf der Facebook-Seite: Bahnhof Langendreer

Maxi Braun

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