Als der Fußballtorwart Robert Enke 2009 im Alter von 32 Jahren Suizid beging, war die Bestürzung groß. Die Gedenkfeier wurde zu einer der größten in der Geschichte der Bundesrepublik: 40.000 Trauergäste, darunter Jürgen Klinsmann und der ehemalige Innenminister Thomas de Maizière, verabschiedeten sich in der AWD-Arena in Hannover von dem Profisportler. Der Selbstmord Enkes, der seit 2003 wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung war, löste eine Debatte über mentale Gesundheit im Profifußball aus. Im Zuge dieser Diskussionen wurde die Robert-Enke-Stiftung gegründet, die sich für die Aufklärung über Depression einsetzt. Doch was hat sich seitdem auf dem Fußballplatz und im DFB getan?
Das Fanprojekt Bochum und Vereint Bochum e.V. laden am 6. Oktober zu einem Gespräch über das Schweigen von Fußballspielern über ihre Gefühle ein. Eine der Diskussionsteilnehmer:innen ist die Gender Studies-Professorin Katja Sabisch, die zu Männlichkeit geforscht hat. Denn das Problem, offen über Gefühle zu sprechen, betrifft oftmals Männer und steht mit traditionellen Rollenbildern in Verbindung. In einer Umfrage des britischen Unternehmens Priory aus dem Jahr 2023 gaben so 40 Prozent der befragten Männer an, noch nie mit jemandem über ihre psychische Gesundheit gesprochen zu haben. Fast 30 Prozent gaben an, das Thema zu vermeiden, da es ihnen peinlich sei, 23 Prozent verbanden ein negatives Stigma mit psychischer Krankheit. Mit Sabisch diskutieren der Vorsitzende von Vereint Bochum, Tim Kramer, und der Ex-Fußballer Andreas Luthe. Auch der ehemalige Nationalspieler Gerald Asamoah, der selbst während seiner Zeit in der Bundesliga unter psychischem Druck stand, bringt seine Perspektive ein. Im Alter von 19 Jahren war Asamoah nach einem Spiel zusammengebrochen – Ärzte erkannten eine Verdickung der Herzscheidewand als Ursache und rieten dem jungen Fußballer, seine Karriere zu beenden. Doch Asamoah machte weiter und kehrte mit zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen auf den Platz zurück. Neben dem gesundheitlichen Risiko sorgten diskriminierende Kommentare und Fangesänge für zusätzliche Belastung. Der Dortmunder Keeper Roman Weidenfeller wurde nach einer verunglimpfenden Äußerung gegen Asamoah im Revierderby zu einer Geldstrafe von 10.000 Euro verurteilt. Von seinem Lebenstraum abgehalten haben diese Widerstände Asmoah nicht: Zweimal gewann er mit Schalke 04 den DFB-Pokal, viermal wurde er Vizemeister. Mit der Gerald Asamoah Stiftung setzt er sich darüber hinaus für herzkranke Kinder ein.
Pilsken, Pöhlen und Probleme |Mo 6.10. 19 Uhr | Rotunde Bochum | www.rotunde-bochum.de
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