Was hat Erinnerungskultur mit dem eigenen Handeln in der Gegenwart zu tun und warum ist das Missverhältnis zwischen Anspruch und gesellschaftlicher Realität oft so groß? Irmtrud Wojak, Historikerin und Geschäftsführerin des Fritz Bauer Forums, geht diesen und anderen Fragen am 27. November in einem Vortrag mit anschließender Diskussion nach.
Anlass ist der erste große Frankfurter Auschwitz-Prozess, der im August 1965 mit der Urteilsverkündigung gegen 20 ehemalige Mitglieder der Lagermannschaft im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zu Ende ging. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer hatte den Prozess initiiert, um Gericht zu halten und in der Bevölkerung ein Bewusstsein für die NS-Verbrechen zu schaffen. Ihm ging es aber auch um die Millionen Opfer, die nicht Vergessenheit geraten sollten. Mehr als 360 Zeugen wurden vernommen, darunter 180 Überlebende. Rückblickend gilt der Auschwitz-Prozess als Wendepunkt in der deutschen Erinnerungskultur nach 1945. Die Verbrechen des NS-Regimes waren nun Teil der öffentlichen Debatten.
Angesichts der Erfolge rechtsextremer Parteien, der Relativierung der NS-Verbrechen durch die AfD und ihre Anhänger und der Zunahme rassistischer und antisemitischer Gewalt kommen immer häufiger Zweifel an der Langzeitwirkung der Erinnerungskultur auf. Es stellt sich die Frage: „Ist diese Erfolgsgeschichtsschreibung berechtigt?“Der Vortrag will Antworten darauf finden, er setzt sich auch mit dem Auschwitz-Prozess im Kontext der Biografie Fritz Bauers und einer überkommenen Kultur der Erinnerung auseinander: Welche Schlüsse zog Fritz Bauer, selbst ein Überlebender des Holocaust und politischer Remigrant, aus dem an zwei Tagen verlesenen, erschütternden Urteil? Was ließ den Juristen trotz aller Schuldabwehr in der deutschen Bevölkerung nicht aufgeben und trieb ihn bei der Aufdeckung der NS-Verbrechen bis zu seinem Tod 1968 immer weiter voran?
Erinnerungskultur neu denken | Do 27.11. 18 Uhr | Fritz Bauer Forum, Bochum | www.fritz-bauer-forum.de
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