Im Jahr 2021 wurde in Bochum vom Fritz Bauer Forum, der dahinterstehenden Buxus Stiftung und dem Berg Institute das Unlimited-Hope-Filmfestival gegründet. Getreu dem Motto der nichtstaatlichen Organisationen, die sich für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte, des humanitären Völkerrechts, der Politikgestaltung und der demokratischen Verantwortung verschrieben haben, kommen an den vier Festivaltagen rund ein Dutzend Langfilme und fast ebenso viele Kurzfilme zur Aufführung, die von Überleben und Widerstand erzählen. Das Leben im 21. Jahrhundert ist in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Genozid, Krieg und soziale Ungerechtigkeiten gibt es in zahlreichen Ländern weltweit. Auch Filmemacher:innen nehmen sich diesen drängenden Problemen an, sowohl dokumentarisch als auch fiktional. Das Festival findet im Fritz Bauer Forum in Bochum statt. Zwei Wettbewerbsbeiträge (das internationale Kurzfilmprojekt „Ankunft Dortmund“ und die Dokumentation „Im Osten was Neues“ über einen Fußballverein in Mecklenburg-Vorpommern) werden zusätzlich im Deutschen Fußball-Museum in Dortmund projiziert.
Der Eröffnungsabend am 4. September findet unter Schirmherrschaft von Tobias Cremer, Mitglied des Europaparlamentes, statt. Danach wird in Anwesenheit der Filmemacher der Dokumentarfilm „Kein Land für Niemand – Abschottung eines Einwanderungslandes“ von Max Ahrens und Maik Lüdemann gezeigt, der sich mit der aktuellen deutschen Migrationspolitik und politischem Aktivismus in Städten und Gemeinden auseinandersetzt. Die Themenspanne der weiteren Wettbewerbsfilme ist beachtlich: „It Happened on Our Ground“ von Avner Faingulernt beschäftigt sich aus weiblicher Sicht mit einer deutschen Adelsfamilie, die Juden vor dem Konzentrationslager rettete, das auf ihrem Land errichtet wurde; „The Srebrenica Tape – Von Papa für Alisa“ von Chiara Sambuchi ist eine persönliche Vergangenheitsbewältigung rund um den Jugoslawienkrieg; „Das deutsche Volk“ von Marcin Wierzchowski rekapituliert den rassistischen Anschlag von Hanau im Jahr 2020; der Spielfilm „Karla“ von Christina Tournatzés spielt im Jahr 1962 und berichtet von der erst 12-jährigen Protagonistin, die den Mut aufbringt, ihren Vater wegen sexuellen Missbrauchs anzuzeigen.
Eines der Highlights im Festivalprogramm dürfte der in diesem Jahr mit dem Oscar für den besten Dokumentarfilm prämierte „No Other Land“ darstellen. Ein palästinensisch-israelisches Kollektiv hat darin das Schicksal einiger kleiner Dörfer im Westjordanland eingefangen, deren Häuser einem israelischen Truppenübungsplatz weichen mussten. Platz für Hoffnung muss beim Unlimited-Hope-Filmfestival aber natürlich auch bleiben. So widmet sich die Doku „Spuren nach Grafeneck“ von Yvonne Lachmann und Nora Mazurek einem inklusiven Theaterensemble, an dem Menschen mit Beeinträchtigungen teilnehmen, und „We All Bleed Red“ von Josephine Links portraitiert den weltweit erfolgreichen Fotokünstler Martin Schoeller, der vorurteilsfrei sowohl die Reichen und Mächtigen als auch die Ausgestoßenen und gesellschaftlichen Randfiguren mit seinem Objektiv ablichtet.
2. Unlimited-Hope-Filmfestival | 4. - 7.9. | Fritz Bauer Forum, Bochum / Deutsches Fußballmuseum, Dortmund | www.unlimited-hope.net
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