Seit Jahren steigen in Deutschland die Mieten, gerade Großstädte werden für viele unbezahlbar. In Berlin kostet z.B. eine Wohnung durchschnittlich 15,79 Euro pro Quadratmeter – das ist nach München und Frankfurt am Main der bundesweit höchste Wert. Die Angebotsmieten in der Hauptstadt sind 2024 im Vergleich zum Vorjahr erneut um zwölf Prozent angestiegen. Laut dem von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen erstellten Wohnraumbedarfsbericht 2025 können sich Durchschnittsverdiener in Berlin nur noch etwa jede vierte angebotene Wohnung leisten. Zwar soll die Mietpreisbremse bis 2029 verlängert werden, doch eine Entspannung des Wohnungsmarkts bedeutet das nicht – denn der Neubau von Wohnungen kann nicht mit dem Bevölkerungswachstum mithalten.
Immer mehr Bürger sind deshalb verunsichert und unzufrieden – und treten der Mietpreisspirale mit eigenen Forderungen entgegen. In seinem neuen Sachbuch „Das laute Berlin“ beleuchtet der Historiker Ralf Hoffrogge nun die Geschichte der Berliner Mietenbewegung und die Auswirkungen ihrer Proteste. Dabei fokussiert er sich auf die Bürgerinitiative Deutsche Wohnen & Co. enteignen, die sich für die Vergesellschaftung des Wohneigentums einsetzt, und den gleichnamigen Volksentscheid, dem im September 2021 mehr als eine Millionen Teilnehmende zustimmten – Hoffrogge selbst war einer der Mit-Anmelder. Am 15. September, dem Tag der Buchpremiere, spricht er in der Reihe Linksbündig mit dem Stadtsoziologen Andrej Holm und der Bundestagsabgeordneten Katalin Gennburg (Die Linke). Das Gespräch wird als Livestream übertragen, es moderiert Patricia Machmutoff.
Obwohl das Projekt Deutsche Wohnen & Co. enteignen internationale Beachtung fand, ist es bislang nicht zur Umsetzung gekommen. Der Senat hat kein entsprechendes Gesetz erarbeitet. Bei einem zweiten Volksentscheid sollen die Berliner mithilfe einer Expertenkommission nun selbst zur gesetzgebenden Instanz werden. Das Ziel ist noch immer dasselbe: Die Wohnungsbestände von Großvermietern in eine Anstalt des öffentlichen Rechts überführen und somit in 240.000 Wohnungen die Mieten senken. Vergesellschaftung, so argumentiert Deutsche Wohnen & Co. enteignen, bedeutet nicht nur bezahlbare Mieten, sondern ermöglicht auch öffentliche Räume für Kunst, Kultur und dezentrale Flüchtlingsunterkünfte. Klar ist dabei auch: Würden in Berlin Immobilienkonzerne enteignet werden, müssten diese entschädigt werden. Laut Artikel 15 des Grundgesetzes kann die Entschädigung der Immobilienkonzerne jedoch unter Marktwert erfolgen, sodass die Wohnungen weiterhin Einnahmen erzielen könnten.
Buchpremiere: Das laute Berlin | Mo 15.9. 19 Uhr | Livestream | www.rosalux.de
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