Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28

12.557 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Verblasste Farben

25. August 2016

Katharina Fritsch in Essen – Ruhrkunst 09/16

An der Ausstellung mit Katharina Fritsch im Museum Folkwang kommt man über kurz oder lang nicht vorbei. Und auch wenn es dort und in der Villa Hügel als temporärer Außenstelle nicht wirklich Neues von der Düsseldorfer Akademieprofessorin zu sehen gibt, so ist diese Ausstellung doch originell und anregend, schon indem ihre Siebdrucke mit den Ansichten von Essen wie für diese Orte geschaffen scheinen. Katharina Fritsch ist eine der international wichtigen Bildhauerinnen der Gegenwart. Ihr Verdienst ist es, seit den 90er Jahren die figurative Skulptur mit brisanten gesellschaftlichen Themen zum Leben zum erwecken. Das klingt vielleicht paradox, weil ihre makellosen Skulpturen, gegossen aus Kunststoff und monochrom eingefärbt, wie eingefroren wirken. Sie treten als Ikonen auf, sind es auch, etwa eine überlebensgroße gelbe Madonna oder eine monumentale, aufgerichtete, tiefschwarze Maus auf einem weißen Bett mit einer Figur unter der Bettdecke.

Gerade weil ihre Skulpturen punktgenau stilisiert sind, berühren sie emotional. Häufig berichten sie von alltäglichen Erlebnissen, verfügen dazu über eine Prise Humor und thematisieren ganz verschiedene Anliegen. Der Umgang mit unserer (ebenso privaten wie kollektiven) Erinnerung ist bis heute eine Art Leitmotiv von Katharina Fritsch. Es findet sich auch in ihrer Siebdruck-Serie von 2005-2007, die nun, begleitet von einigen Skulpturen, in Essen ausgestellt sind. Überwiegend liegen ihnen Postkarten der 70er und 80er Jahre etwa vom Baldeneysee und dem Grugapark in Essen zugrunde. Durch das Abfotografieren der Postkarten, die Vergrößerung als Siebdruck, das Moiré und die lichten Farben, die als Schicht vor dem Foto zu schweben scheinen, entsteht eine Fremdartigkeit und Stille, die noch mit der Impression verschwindender Erinnerungen einhergeht. Es ist eine produktive Herausforderung an das Sehen! Und zugleich geht es um die Domestizierung der Naturräume, die Gestaltung der Umwelt und die Veränderung der Stadt mit der Frage, wie es der Wohlstandsgesellschaft durch den Strukturwandel im Ruhrgebiet ergangen ist.

Katharina Fritsch | bis 30.10. | Museum Folkwang und Villa Hügel in Essen | 0201 884 54 44

THOMAS HIRSCH

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Civil War

Lesen Sie dazu auch:

Mit der Natur
Ida Raselli im Museum Folkwang

Keine Illusionen
Wolf D. Harhammer im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 03/24

Ausweitung des Spektrums
Absolvent:innen der Folkwang-Uni

„Wir sind stolz darauf, diese Werke im Bestand zu haben“
Kuratorin Nadine Engel über die Ausstellung zu Willi Baumeister im Essener Museum Folkwang – Sammlung 02/24

Aus einer anderen Zeit
Wolf D. Harhammer im Folkwang Museum

Visionen von Gemeinschaft
„Wir ist Zukunft“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/24

Aufbruch und Experiment in Paris
Meisterwerke der Druckgraphik im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 10/23

Kompatibel mit Museum
Rafaël Rozendaals NFTs in Essen – Ruhrkunst 05/23

Schütten statt Pinseln
Helen Frankenthaler im Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/23

Sie macht ihre Reisen im Internet
Thomas Seelig über Daniela Comani im Museum Folkwang – Sammlung 01/23

Es zählt nur die Botschaft
We want you! im Museum Folkwang – Kunstwandel 07/22

„Zugespitzt auf das eigene Haus und seine Geschichte“
Tobias Burg und Rebecca Herlemann über die Ausstellung „Expressionisten am Folkwang“ – Sammlung 07/22

RuhrKunst.

Hier erscheint die Aufforderung!