Das Menschenbild des „homo oeconomicus“ hat schon lange ausgedient – wenn man von einigen ewiggestrigen VWL-Lehrstühlen absieht, die in quasi-religiösem Eifer immer noch an das Dogma des rational entscheidenden Menschen glauben müssen. Aber es gibt keine Vernunft, zumindest nicht so, wie es die Aufklärung geplant hatte. Vielleicht gibt es auch keine Freiheit – wie manche Hirnforscher uns weismachen wollen.
Aber es gibt Tanz. Und das Maschinenhaus Essen, wo derzeit noch das Maschinenhaus Festival tobt. Am Sonntag wird dort mittels bewegter Körper die antiquierte Vorstellung vom rationalen Entscheider, vom gutmütigen Vernunftwesen, entlarvt werden soll. „The Silence of Animals“ heißt das Stück des kolumbianischen Choreographen und Tänzers William Sánchez H. Der möchte uns dazu bringen, dorthin zu schauen, wovon wir uns lieber abwenden – Kunst dient hier ganz klassisch der Dekonstruktion von Irrglaube und Mythen. Muss sein. Immer wieder. Los geht’s am Sonntag (3.7.) um 17 Uhr.
Die Theatersaison neigt sich dem Ende, erste Festivals wie das dieses Jahr besonders packende Impulse sind schon gelaufen, die nächsten stehen vor der Tür. Einige letzte Premieren warten aber noch, nächste Woche zum Beispiel im Rottstr5-Theater in Bochum: Am Freitag (8.7.) ist dort „Tod in Venedig“ zu sehen, in einer Inszenierung von Hausherr Hans Dreher. Zurzeit herrscht fröhliche Erster-Weltkriegs-Revival-Stimmung in vielen Köpfen, da ist es nur folgerichtig, den Klassiker von Thomas Mann zu inszenieren. Wobei „Tod in Venedig“ noch den Geist des fin-de-siécle und der Dekadenz atmet: Es geht um Prunk und Verfall in der Wasserstadt, um finstere Triebe und einen ewig suchenden Schriftsteller. Der wird von Maximilian Strestik gespielt, für die Musik sorgt Christoph Iacono, der ebenfalls in dem Stück mitspielt. Los geht’s um 19.30 Uhr.
The Silence of Animals | R: William Sánchez H. | Sa 3.7. 17 Uhr | Maschinenhaus Essen
Tod in Venedig | R: Hans Dreher | Fr 8.7. 19.30 Uhr | Rottstr 5 Theater
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