Wenn sie mit ihrem ein wenig existentialistisch anmutenden Charisma ans Mikrofon tritt und mit ihrer unaufgeregt-eindringlichen Stimme ihre Songs interpretiert, dann fühlt man sich sofort in die Zeiten rauchgeschwängerter, schummriger Jazz-Keller zurückversetzt, in denen die Musik zum Lebenselexier wurde. Hannah Köpf, die gegen Ende jener „Hoch“-Zeit im Januar 1980 das Licht der Welt erblickte, könnte der Rheinmetropole Köln ein Stück jener verlorengegangenen Jazz-Identität zurückbringen. Denn Talente wie sie sind in der hiesigen jungen Jazzszene – trotz Musikhochschule und weltbekannter WDR-Bigband – selten.
Ehe Hannah Köpf ihre Passion, den Jazz, entdeckte, wandelte sie erst einmal auf traditionellen Pfaden. Mit zehn Jahren bekam sie eine klassische Klavierausbildung: „Ich konnte damals nur nach Noten spielen, nicht improvisieren“. Aber schon, als sie ein Jahr später in die Schulband eintrat, den Pop und Sam Cook entdeckte und irgendwer sagte „Sing doch mal“, waren die Zeichen gesetzt. Die ersten Eigenkompositionen schrieb Hannah mit sechzehn. In dieser Zeit wurde das 4-Spur-Tonbandgerät ihr „nächtlicher Gefährte“: Sie nahm ihr Percussion-, Gitarren- und Klavierspiel auf, mischte es mit ihrem Gesang. Die Lust am Komponieren und Musizieren ließ den Wunsch auf ein Musikstudium wachsen. Aber nach dem Abitur wählte Hannah erstmal, wie ihre Eltern, den „sicheren“ Lehrerberuf. Doch ihre Gesangslehrerin überzeugte sie von ihrem außergewöhnlichen Talent, sich ganz dem Jazz zu widmen. So studierte sie von 2001-2005 Jazzgesang an der Musikhochschule in Amsterdam: „Das waren harte Zeiten“, erinnert sie sich, „wir wohnten in ziemlich verrotteten Häusern, und um die Miete bezahlen zu können, mussten wir fast jeden Abend spielen, weil die Gage meist nur 20 Euro betrug.“ In den Jazzmusikern Benjamin Schäfer (Klavier und Keys), Frederik Köster (Trompete und Flügelhorn), Holger Werner (Tenorsaxofon, Klarinette und Bassklarinette), Jakob Kühnemann (Kontrabass) und Silvio Morger (Schlagzeug) fand sie schließlich Seelenverwandte und gründete mit ihnen 2007 die „Hannah Köpf Band“. So entstand der kongeniale Klangteppich zu ihren poetisch verschlüsselten Songs ohne Reim, die assoziativ über Gefühle erzählen und zum Wiederfinden des eigenen Ichs einladen. Dabei wirken ihre im Dreieck von Jazz, Pop und Singer/Songwriter-Tradition angesiedelten Kompositionen, die auch schon mal einen Ausflug in die irische Folklore wagen, wie aus einem Guss.
2009 belegte die Band den 2. Platz beim „Convento Nachwuchs-Jazzpreis NRW“ und war Finalist des „Future Sounds Wettbewerb“ auf den Leverkusener Jazztagen. Im März 2010 war sie ebenfalls unter den Finalisten des “2. Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis”.
www.hannahkoepf.com I www.youtube.com
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Das Netz der Menschenliebe
Joan As Police Woman auf dem Haldern Pop Festival – Musik 07/25
Nicht nur für Orgelfans
16. Wuppertaler Musiksommer in der Historischen Stadthalle – Musik 07/25
Klänge der Gegenwart
Konzertreihe mex im Künstlerhaus Dortmund – Musik 07/25
„Jüdische Musik in der Region verankern“
Die Leiterin der Alten Synagoge Essen, Diana Matut, zum Festival jüdischer Musik Tikwah – Interview 07/25
Impossible Dortmund
Wilco im Dortmunder JunkYard – Musik 06/25
Gegen die Stille
Das 54. Moers-Festival – Musik 06/25
Magische Momente
Cat Power im Düsseldorfer Capitol Theater – Musik 06/25
Eine große Ausnahme
Der Pianist Alexandre Kantorow in Wuppertal – Musik 06/25
Lieber ins Meer springen
Slow Leaves im Düsseldorfer Zakk – Musik 05/25
Landlocked Dortmund
Richard Thompson im Dortmunder Piano – Musik 05/25
Entgegen der Erwartung
4. stARTfestival der Bayer AG in Leverkusen – Festival 04/25
Danke für alles!
Oysterband in der Bochumer Zeche – Musik 03/25
Tanzen, Schwitzen, Lächeln
Ina Forsman im Dortmunder Musiktheater Piano – Musik 03/25
Herz bricht Klischees
Krazy und Karl Neukauf im Dortmunder Subrosa – Musik 02/25
Große Stars und die nächste Generation
Zum Programm des Klavierfestivals Ruhr – Festival 02/25
Poesie im Alltäglichen
International Music in Dortmund – Musik 01/25
Hommage an Nino Rota
Kazda & Indigo Strings im Loch – Musik 01/25
Das blaue Licht in Bochums Norden
Otto Groote Ensemble im Bochumer Kulturrat – Musik 12/24
Schummerlicht und Glitzerhimmel
Suzan Köcher's Suprafon in der Bochumer Goldkante – Musik 12/24
Pessimistische Gewürzmädchen
Maustetytöt im Düsseldorfer Zakk – Musik 11/24
Komm, süßer Tod
„Fauré Requiem“ in der Historischen Stadthalle Wuppertal – Musik 11/24
Konfettiregen statt Trauerflor
Sum41 feiern Jubiläum und Abschied in Dortmund – Musik 11/24
Erste Regel: Kein Arschloch sein
Frank Turner & The Sleeping Souls in Oberhausen – Musik 10/24
Eine ganz eigene Kunstform
Bob Dylan in der Düsseldorfer Mitsubishi Electric Halle – Musik 10/24
Psychedelische Universen
Mother‘s Cake im Matrix Bochum – Musik 10/24