Eine Bundesstraße zerteilt die Republik. Nicht in exakt gleiche Teile, aber doch annähernd. Schon zu Zeiten der Geburt Christi gab es diese Straße, als Handelsroute. In den Nachkriegsjahren war sie eine der meist befahrenen Strecken, in den 50ern erlangte sie im Ruhrgebiet als Ruhrschnellweg Kultstatus, und heute produziert sie selbst als dreispurig ausgebaute A40 immer noch täglich enorme Staus. Entlangdieser schmalen Lebensader hat sich ein eigenwilliger Stadtraum entwickelt, der auch durch das Verschmelzen der Städte zur selbsternannten Metropole nicht als Boulevard taugt.
Dennoch haben sich neben den zerbeulten Leitplanken neue kulturelle Lebenszeichen entwickelt, die einer Metropole würdig sind. Im Auftrag von „Urbane Künste Ruhr“ entwickelt nun „B1|A40 – Die Schönheit der großen Straße“ die Ansätze des ehemaligen Projekts aus dem Kulturhauptstadtjahr weiter. Kuratiert von Markus Ambach, zeigt das aktuelle Ausstellungsprojekt Spielplätze zeitgenössischer Kunst, die sich auch mit Strategien der individuellen Raumaneignung und dem innovativen Umgang der Bewohner mit ihren schwierigen Lebenssituationen auseinandersetzen. Forschungsprojekte und Recherchearbeiten, die im August 2013 beginnen, werden sich 2014 in einer großen Ausstellung entlang der großen Straße manifestieren.
Den Auftakt in diesem Jahr bestreiten Martin Pfeifle und Wanda Sebastian mit ihrer Arbeit „Eichbaumgold“ an der U-Bahn-Station Eichbaum, die bereits Opern beherbergte und 2010 als Honigpumpe zu Ehren kam, als die Gruppe „finger“ aus Frankfurt dort Honig produzierte, mitten im Autobahnkreuz. Jetzt verwandelt sich die Containerarchitektur tagsüber in eine hoch- wie überwertige Location zwischen Tempel und Goldbarren,abendswird siebespielt. Stefan Schneider und Sven Kacirek entwickeln dort eine ortsbezogene Klanginstallation, die mit elektronischen Instrumenten und einem Vibraphon eine Klangkulisse erzeugt. Sechs im Gelände verteilte Lautsprecher übertragen den Klang raumgreifend.
Ganz anders, aber auch Autobahn-affin, ist das Forschungsprojekt von Jeanne van Heeswijk: Die Niederländerin eröffnet ihr Projekt mit einem prozessionsähnlichen Umzug durch das komplexe Lebensumfeld des Autobahnknotens. „Teilhabe bringt Glück – Was setzt Du aufs Spiel?“ untersucht, ob in einer solchen fragmentarisch organisierten Landschaft wie der des Autobahnkreuzes Kaiserberg gemeinsames Bewusstsein und Verantwortung entstehen können, und ob es die Möglichkeit gibt, die einzelnen „Player“ im Kreuz näher zusammenzubringen. 2010 hat sie gemeinsam mit der Siedlergemeinschaft Werthacker immerhin erfolgreich die Dorfkirche gerettet und der Gemeinde zu einer starken Identität in der Region verholfen.
„B1|A40 – Die Schönheit der großen Stadt“ | Infos: 0209 60 50 73 06
Eichbaumgold und Klanginstallation | U-Bahn-Station Eichenbaum, Mülheim | Sa 10.8. ab 18.30 Uhr
Teilhabe bringt Glück – Was setzt Du aufs Spiel? | Kreuz Kaiserberg, Duisburg | Sa 17.8. 15 Uhr
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Letzter Ausgang Datenbank
Das Pixelprojekt Ruhrgebiet zeigt in Gelsenkirchen Neuaufnahmen – Kunstwandel 09/17
Schnöde Keramik auf Droge
„The Fun Archive“ Retrospektive von Thomas Mailaender im NRW-Forum Düsseldorf – Kunstwandel 04/17
Der Klumpen dreht sich immer rundherum
William G. Tuckers Bronzeskulptur „Prow“ in der Bochumer Sylvesterkapelle – Kunstwandel 09/16
Ewig rauscht nur die Volme
Urban Lights Ruhr will neuen Impuls für Hagen – Kunstwandel 10/15
Aus dem Netz in den Bus
Die „museumsplattform nrw“ wirbt mit Butterfahrten – Kunstwandel 09/15
Von Göttinnen zu Arbeitstieren
Information und Kunst. „Single Moms“ im Bonner Frauenmuseum – Kunstwandel 10/14
Vom Wesen der Materie
Museum Kunstpalast in Düsseldorf zeigt „Kunst und Alchemie“ – Kunstwandel 07/14
„Sowohl Bio als auch Fastfood“
Nico Anklam über Søren Aagaards Ausstellung bei den Ruhrfestspielen 2024 – Sammlung 05/24
„Die Realitäten haben sich verändert“
Die Kuratorinnen Özlem Arslan und Eva Busch über die Ausstellung zur Kemnade International in Bochum – Sammlung 04/24
Utopie und Verwüstung
„The Paradise Machine“ in Dortmund – Ruhrkunst 04/24
Ins Blaue
„Planet Ozean“ im Gasometer Oberhausen – Ruhrkunst 04/24
„Das kann einem einen kalten Schauer bringen“
Direktor Tayfun Belgin über die Gottfried Helnwein-Ausstellung im Osthaus Museum Hagen – Sammlung 04/24
Spuren und Ahnungen
Stefan Müller und Viola Relle im Dialog in der Neuen Galerie Gladbeck – kunst & gut 04/24
Intensive Blicke
Fotografin Annelise Kretschmer im MKK Dortmund – Ruhrkunst 03/24
Kultige Cover
Designagentur Hipgnosis in Oberhausen – Ruhrkunst 03/24
Keine Illusionen
Wolf D. Harhammer im Museum Folkwang in Essen – kunst & gut 03/24
„KI erlaubt uns einen Einblick in ein kollektives Unbewusstes“
Kuratorin Inke Arns über Niklas Goldbachs „The Paradise Machine“ im Dortmunder HMKV – Sammlung 03/24
Unter unseren Füßen
Archäologie der Moderne im Ruhr Museum – Ruhrkunst 02/24
Auf und mit der Oberfläche
Wilhelm Wessel im Emil Schumacher Museum in Hagen – kunst & gut 02/24
Diplomatie kreativ
Ingo Günther im Kunstverein Ruhr in Essen – Ruhrkunst 02/24
„Wir sind stolz darauf, diese Werke im Bestand zu haben“
Kuratorin Nadine Engel über die Ausstellung zu Willi Baumeister im Essener Museum Folkwang – Sammlung 02/24
„Die Berührung impliziert eine Verbindung zum Objekt“
Generaldirektor Felix Krämer kuratiert „Tony Cragg: Please Touch!“ im Kunstpalast Düsseldorf – Sammlung 02/24
Ausdruck der Zeit
Expressionismus-Sammlung im Märkischen Museum Witten – Ruhrkunst 01/24
Visionen von Gemeinschaft
„Wir ist Zukunft“ im Essener Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/24
Kunstvolle Stahlarbeiten
„work comes out of work“ in Bochum – Kunstwandel 01/24