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Jana Schulz spielt Rodion Raskolnikow in „Verbrechen und Strafe".
Foto: Martin Steffen

Moderne Klassiker und mystische Rituale

10. September 2016

Bühnen-Vorschau: Leonce & Lena, Verbrechen & Strafe, Medea.Matrix

Georg Büchner ist einer der spannendsten Autoren, die die deutsche Literaturgeschichte zu bieten hat: Als eine Art Haftbefehl des 19. Jahrhunderts brachte er die vermeintlich dreckige Umgangssprache in seine Texte und dann auf die Theaterbühnen (Woyzeck), forderte als Erster „Friede den Hütten, Krieg den Palästen" (Der hessische Landbote) und holte sich schließlich die Seuche beim Sezieren eines Fisches und verstarb mit 23 Jahren. „Dantons Tod" und „Leonce und Lena" waren da zum Glück schon geschrieben – die feinsinnige, als Pärchen-Komödie getarnte Polit-Satire ist bald im Theater an der Ruhr in Mülheim zu sehen. Die Inszenierung des Österreichers Philipp Preuss feiert dort am Donnerstag (15.9.) Premiere, Beginn ist um 19.30 Uhr. Die nächste Aufführung findet am Sonntag (24.9.), ebenfalls um 19.30 Uhr, statt.

Zeit seines kurzen Lebens hatte der Polit- und Literatur-Revolutionär nicht die Gelegenheit, seine Stücke auf der Bühne zu sehen – heute gilt Büchner als Klassiker. Ein Werk seines Zeitgenossen und Kollegen im Autoren-Olymp, Fjodor Dostojewski, ist ebenfalls nächste Woche auf der Bühne zu sehen: Unter dem (neu- und besser übersetzten) Titel „Verbrechen und Strafe" inszeniert Jan Klata den Klassiker des Kriminalromans, besser bekannt als „Schuld und Sühne". Jurastudent Rodion Romanowitsch Raskolnikow glaubt nicht, dass Töten ein Tabu ist – zumindest nicht für alle. Um sich selber in eine Reihe vermeintlicher Übermenschen wie Napoleon zu stellen, plant er den perfekten Mord an einer Pfandleiherin. Und perfekt bedeutet, nicht nur frei von Strafe, sondern auch von frei von Gewissensbissen. Am Freitag (16.9.) feiert das Stück um 19.30 Uhr Premiere, das nächste Mal ist es am Sonntag (25.9.) um 19 Uhr zu sehen.

Bevor man sich den modernen Klassikern zuwendet, lohnt doch immer ein Blick in die Vergangenheit, an die Wurzeln unserer europäischen Kultur: nach Griechenland. Das heißt, am kommenden Donnerstag (15.9.) nach Duisburg in den Landschaftspark, wo die Uraufführung von Susanne Kennedys und Markus Selgs „Medea.Matrix" stattfindet. Medea, die Mutter, die vernichtet, was sie auf die Welt trägt, ist Figur in zahllosen antiken Dramen. Für die Ruhrtriennale wollen Kennedy und Selg aber keinen dieser Klassiker inszenieren, sondern einen eigenen Medea-Kosmos entwerfen, irgendwo zwischen Schauspiel und Kunstinstallation. Die Inszenierung, so hört man, gilt als eine der spannendsten Produktionen der diesjährigen Ruhrtriennale. Das versprochene „mythisch-metaphysische" Ritual beginnt um 20 Uhr.

„Leonce und Lena" | R: Philipp Preuss | Do 15.9. (P), So 24.9. | jeweils 19.30 Uhr | Theater an der Ruhr | www.theater-an-der-ruhr.de

„Verbrechen und Strafe" | R: Jan Klata | Fr 16.9. (P) 19.30 Uhr, So 25.9. 19 Uhr | Schauspiel Bochum | www.schauspielhausbochum.de

„Medea.Matrix" | R: Susanne Kennedy, Markus Selg | Do 15.9. (P), 16.-18.9. und 23./24.9. jeweils um 20 Uhr | www.ruhrtriennale.de

Dominik Lenze

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