„Manchmal auch The Cure oder New Order (…)“ heißt es in Farin Urlaubs 80er-Hommage „Sumisu“, in welcher er als Vampir die Nacht anbetet und in Särgen nächtigt. New Order spielten zwar an diesem Abend nicht im FZW, dafür wurden sie von etlichen Zuschauern auf der Brust bzw. auf ihrem T-Shirt getragen.Schließlich handelt es sich bei Interpol um einen ziemlich erfolgreichen Genre-Ableger im Bereich des morbiden New-Wave, den New Order mitprägten.
Bevor sich jedoch Interpol auf die Bühne begaben, bekam es das gut gefüllte FZW mit Abay zu tun, die dem einen oder anderen durchaus bekannt vorkommen konnte. Personell hatte man es hier mit keinem geringeren als Ex-Blackmail-Sänger Aydo Abay zu tun, der sich 2008 von seiner Band trennte und seitdem neue Wege beschreitet. Musikalisch passten Abay perfekt zu Interpol. Auch sie dürften die ein oder andere Joy Division-Platte im Schrank haben, erinnerte ihr Sound doch stark an die düsteren 80er gepaart mit modernen Rock-Elementen. Dazu thronte über allem die Stimme von Abay, der immer wieder für gedankliche Placebo-Vergleiche sorgte.
Hätte sich der Lichttechniker nicht sein komplettes Schwarzlicht für Interpol gespart, Abay hätten wohl für eine ähnlich eindringliche Stimmung sorgen können. Dennoch hinterließ die Band einen äußerst positiven wie sympathischen Eindruck und beantwortete außerdem eine Frage, die sich vielleicht viele Die-Hard-Fans schon gestellt haben: „Sind Interpol eigentlich nett?“. Aydo Abay wurde nicht müde zu betonen, dass es zumindest Backstage ein sehr nettes Beisammensein gegeben hatte. Starallüren oder Ähnliches waren scheinbar nicht zu verzeichnen.

Waren vorher noch Rot- und Blautöne im Bühnenlicht-Bild wahrnehmbar, hatte sich das FZW pünktlich zu Interpol in Grau und Schwarz gehüllt. Die 1997 gegründete Band aus New York startete ohne großes Tamtam in ihr gut 60-minütiges Set. „Say Hello to the Angels“ machte den Anfang und schnell wurde deutlich, wohin die Reise an diesem Abend gehen würde. Interpol hatten sich ein bandinternes Best-Of-Set zurechtgelegt, welches sie jedoch recht bewegungsarm herunterspielten, ohne auch nur einmal ernstzunehmend mit dem Publikum zu kommunizieren.
Sänger und Gitarrist Paul Banks und seine Mannen präsentierten sich distanziert. Sie versteckten sich unter den dunklen Scheinwerfern, um jede Geste verlegen. Unnahbarkeit ist ein Teil des musikalischen Konzepts – Riffs bohren sich mit Monotonie in die Gehörgänge, die Stimme klagt, die Stimmung ist teils mystisch, irgendwie unwirklich. Auf menschlicher Ebene hätte man sich jedoch weniger roboter-artiges Performen gewünscht. Hier und da ein „Thank You“, dort ein flüchtiger Handkuss gen Publikum, der auch nicht gerade die Sympathiewerte in die Höhe schnellen ließ, sondern eher affektiert wirkte.
Interpol konzentrierten sich auf ihre Hits, alles darüber hinaus schien überflüssig. „Evil“ durfte z.B. nicht fehlen, ebenso die „Slow Hands“ in den Zugaben – ein paar Songwünsche bleiben zwar immer offen, aber im Großen und Ganzen hatten Interpol nachvollziehbare Songselektion betrieben. Am Ende des Abends blieb man mit gemischten Gefühlen zurück. Ein fader Beigeschmack, den man nicht wegtrinken konnte. Musik machen können sie, aber „nett“?. „I did not take to analysis“ würde Paul Banks wohl entgegnen.
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