Diese Ausstellung war überfällig – es war nur die Frage, wann und wo sie zu sehen sein würde. Gotthard Graubner und Katharina Grosse sind die hierzulande vielleicht prominentesten Vertreter einer Malerei, die sich rein auf die Wirkung der Farben konzentriert. Bei beiden verhält sich die Farbe zwischen An- und Abwesenheit, lässt sich kaum fassen und ist ein atmosphärisch hohes Gut.
Gotthard Graubner (1930-2013) gilt bereits als „Klassiker“ eines Malens mit Farbe zur Farbe hin. 1954 flieht er aus der DDR nach Düsseldorf, wo er dann an die Kunstakademie berufen wird. Zeitweilig konzipiert er Installationen mit Nebel, der den ganzen Raum einnimmt. Damit verwandt sind seine Farbkörper, bei denen die Farbe auf ein gewölbtes „Kissen“ aufgetragen ist, in dieses eintaucht, versickert und in Spuren hauchdünner Schichten sichtbar bleibt. Korrespondierend mit den Lichtverhältnissen, initiieren die Bilder eine meditative Gestimmtheit.
Katharina Grosse (*1961) hat bei Norbert Tadeusz, aber auch Graubner studiert. Später wurde sie selbst Professorin in Düsseldorf. Ihre Sache ist vor allem der großflächige Sprühauftrag der Farben, die sich nun über Wände, Decke, Boden und Gegenstände im Ausstellungs- und im öffentlichen Raum legen und zu schweben scheinen. Die Farbe wird zur Sphäre, in die der Betrachter buchstäblich eintritt. Aber die Malerei von Grosse ist vielfältiger, das verdeutlicht nun die Auswahl ihrer Werke in der Küppersmühle. Hier sind die Werke beider Künstler gleichzeitig zu sehen ohne sich voneinander zu nehmen. Sie sensibilisieren füreinander und für das Potential der Farben.
Farbe absolut | bis 26.1. | Museum Küppersmühle Duisburg | 0203 30 19 48 10
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Das Leben von Innen
Martin Assig mit einem Werküberblick in der Küppersmühle – kunst & gut 02/23
Brieftauben und Vogelperspektiven
Norbert Kricke in Duisburg – kunst & gut 01/23
Sammeln und Präsentieren
„FullHouse“ in der Duisburger Küppersmühle
– kunst & gut 09/22
Das Rauschen der Farbe
Raimund Girke im Museum Küppersmühle Duisburg
– kunst & gut 06/22
Erzählungen vom Zählen der Dinge
Konzept-Ikone Hanne Darboven in Duisburg – Kunst 03/21
In der Verlängerung beginnen
Museen zwischen öffnen und schließen – Kunst in NRW 02/21
Expressive Ruhe
Erwin Bechtold in der Küppersmühle – Ruhrkunst 04/20
Alles Malerei
K.F. Dahmen in Duisburg und Düren – Ruhrkunst 11/17
Aus dem Gleichgewicht
Gleich zweimal: Erwin Wurm in Duisburg – kunst & gut 08/17
„Sein Werk entwickelt sich parallel zur Gesellschaft“
Dr. Söke Dinkla über die Duisburger Gemeinschaftsausstellung zu Erwin Wurm – Sammlung 07/17
Räume im Licht
David Schnell im Museum Küppersmühle in Duisburg – kunst & gut 06/17
Dialog der Heftigen
Baselitz und Vedova in der Küppersmühle Duisburg – kunst & gut 01/17
Aus dem Eis
Video-Installationen aus Spitzbergen in Recklinghausen – Ruhrkunst 03/23
Das Rätsel des roten Steins
Inventur im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 02/23
Schütten statt Pinseln
Helen Frankenthaler im Museum Folkwang – Ruhrkunst 01/23
Neues im Quadrat
Josef Albers in Bottrop – Ruhrkunst 12/22
Bilder des Glücks
„Entdecke Minhwa“ im LSI Bochum – Ruhrkunst 11/22
Junge Schwarze Formensprache
Dozie Kanu im Neuen Essener Kunstverein – Ruhrkunst 11/22
Kulissen und Kojoten
Ian Page im Kunstmuseum Bochum – Ruhrkunst 10/22
Avantgardistische Bauten
Irmel Kamp und Andreas Rost im Baukunstarchiv – Ruhrkunst 09/22
In Bildwelten tauchen
Fotosammlung Museum Ostwall trifft junge Fotobuch-Kunst – Ruhrkunst 08/22
Der Charme des Unbeständigen
„Blade Memory II“ im Dortmunder Kunstverein – Ruhrkunst 07/22
Durch die Blume
„Flowers!“ in der Kunst ab 1900 im Dortmunder U – Ruhrkunst 06/22
Nackte Mannsbilder
„Eros in Erwartung der Ewigkeit“in Duisburg – Ruhrkunst 05/22
Auf Fuchs’ Fährte
Fabian Reimann im Kunstverein Ruhr – Ruhrkunst 04/22