Erwin Bechtold tauchte zunächst Mitte der 1960er Jahren im deutschen und internationalen Kunstgeschehen auf, als Mitglied der Künstlergruppe „SYN“. Konzept der fünf Künstler war die Zusammenfügung gegensätzlicher stilistischer Prinzipien: Es war die Zeit, in der ein Ismus rasant auf den nächsten folgte, die abstrakt informelle Kunst vorbeiging und das geometrische Hard Edge und die gegenständliche Pop Art folgten. „SYN“ ging es um die Synthese des Unterschiedlichen. Die Bilder verfügten über verschiedene Hälften, Innen- und Außenraum, harte Kanten und expressiv bewegte Farbflächen – und etliches davon trifft bis heute auf die Malerei von Erwin Bechtold zu, der seit 1958 auf Ibiza lebt. Schon früh aber wachsen seine Bildformate an, die Oberflächen beschränken sich auf eine Farbe, dunkle, gedeckte Farben dominieren das gegenstandsfreie Geschehen. Aber Risse, „Störungen“ dringen in die Felder ein.
Auf das tonige Weiß trifft Schwarz. Emotion und Ratio, Licht und Schatten wirken bei diesen Bildern zusammen, die Bechtold selbst mit der Entwicklung von Architekturen vergleicht. Aber auf den Oberflächen spielen sich intensive psychische Stimmungen ab … Diesem Grenzgänger zwischen informeller Malerei, Farbraum-Malerei und Konstruktion widmet nun das Museum Küppersmühle eine Retrospektive über sieben Jahrzehnte, die seiner vorsichtigen Entwicklung und der einzigartigen Bildwirkung nachgeht. Zu sehen sind auch ganz neue, hier erstmals ausgestellte Gemälde. Das heißt: Auch heute noch malt Erwin Bechtold fast täglich im Atelier. Herzlichen Glückwunsch zum 95. Geburtstag!
Erwin Bechtold | voraussichtlich geschlossen bis 19.4. | Museum Küppersmühle Duisburg | 0203 30 19 48 11
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