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Thomas Wrede, Drive-In-Theatre, ausder Serie: Real Landscapes, 2009,C-Print, 140 x 190 cm
© Th. Wrede

Inszeniertes Draußen

26. November 2015

Jensen/Wrede in Gladbeck – RuhrKunst 12/15

Etwas düster Geheimnisvolles liegt über den fotografischen Bildern in der Neuen Galerie Gladbeck. Sowohl Anja Jensen als auch Thomas Wrede inszenieren ihre Darstellungen in der Dämmerung oder Dunkelheit. Entweder ist eine vereinzelte Person so beleuchtet, dass sie beinahe etwas Überirdisches erhält (Jensen) oder der Mensch ist ganz abwesend und hinterlässt Gehöfte, Gebäudeanlagen, Autokinos, die wir aus der Distanz überblicken (Wrede). Immer aber wirken Zivilisation und menschliches Leben schutzlos ausgeliefert. Über dieses Grundrauschen hinaus teilt jedes Bild ein eigenes Geschehnis mit einem nicht sichtbaren „Davor“ mit.

Vor allem bei Thomas Wrede intensiviert sich das Moment der Zeitlichkeit. Sei es dass die Architektur auf vergangene Epochen weist, sei es dass die Folgen einer Naturkatastrophe zu sehen sind. Wrede setzt dazu Miniaturmodelle in eine vorgefundene landschaftliche Situation. Die Dimensionen verschieben sich. Die Irritation des Überschauenden (wie aus einem Hubschrauber) wird noch durch die Schärfe der Details gesteigert. Und Wrede komponiert seine fotografischen Inszenierungen wie ein altmeisterliches Gemälde. Er forciert mit Blickachsen den Sog in das Geschehen, das zudem mit der Attraktivität der glühenden Farben lockt.

Anja Jensen wiederum evoziert Tatorte, in denen die Akteure mit der gegebenen Natur atmosphärisch dichte Szenarien erzeugen. Der bewölkte Himmel oder die Weite von Wasser bilden den Resonanzraum für ein Geschehen, das unheilvoll scheint, aber unausgesprochen ist. Jensen wie auch Wrede formen mit Licht einzelne Partien aus, erzeugen aber auch eine geradezu malerische Künstlichkeit, welche die Gefährdungen der Natur anspricht. Auch steigert die Beleuchtungssituation die Fremdheit des Vertrauten, öffnet psychische Abgründe und hinterfragt unseren Standpunkt gegenüber der Szenerie.

In der jüngsten Zeit hat die Neue Galerie Gladbeck bevorzugt dialogische Ausstellungen präsentiert. Einzelausstellungen sind auch schön, aber eine Schau wie die jetzige verdeutlicht das jeweils Eigene, Besondere und die Intentionen der Künstler.

„Anja Jensen – Thomas Wrede: Fotografie“ | bis 8.1. | Neue Galerie Gladbeck | 02043 319 83 71

Thomas Hirsch

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