Das Normative hat in den menschlichen Beziehungen eigentlich nichts zu suchen, dennoch: Bis heute wird das so genannte „Normale“ mit der Normalität verwechselt. Aber das sinnliche Reich der Verschiedenheit ist größer, als die kleinen Geister der Homophobie und Fremdenfeindlichkeit sich das vorstellen können.
Shari Asha Crosson behandelt in „I wanna be loved by you“ die Spielarten queerer Beziehungen. Dabei lässt die Regisseurin ihre Protagonist:innen She und Her (Akasha Daley und Dena Abay) in verschiedene Rollen ihrer Stückentwicklung schlüpfen. Die soll den Zuschauer:innen laut Ankündigung des Theaters Dortmund die Mechanismen zeigen, wie wir „Muster von Intimität und Schmerz, die viele von uns beim Aufwachsen in einem rassistischen und heteropatriarchalen Umfeld erfahren haben“, wiederholen. Es geht also im Grunde darum, heteronormative Dynamiken zu überprüfen. Natürlich wird das keine theoretische Abhandlung auf der Theaterbühne, sondern ein lustvoller Abend, bei dem mit zahlreichen Inputs aus Popkultur und zeitgenössischem Tanz auch das Verhältnis zu Musikikonen der Gegenwart wie Beyonce und Jay-Z verhandelt wird. Diese Stars leben scheinbar vor, wie Beziehungen in einem angeblich sorgenfreien Umfeld funktionieren, doch auch ihre fast öffentlichen Arrangements werden manchmal toxisch – und ihr Scheitern führt schnell an den Pranger in den unsozialen Netzwerken. Trotzdem eifern die Menschen ihnen nach, billig gemachte Kuppelformate im TV leben auch das noch vor.
Beyonce und Jay-Z haben im Stück eine mehrschichtige Funktion. Nicht nur als Beziehungsbeispiel, sondern auch durch die Choreografie in ihren Videoclips. Immerhin spielt Tanz bei der Inszenierung eine zentrale Rolle – und die beiden Akteurinnen bringen die erforderlichen Skills dafür mit.
I wanna be loved by you | 27. (UA), 31.10., 12., 17.11. | Theater Dortmund, Studio | www.theaterdo.de
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