Für Dortmund war es ein Glücksgriff: 2003 verpflichtete Opernintendantin Christine Mielitz den Meininger Ballettdirektor Xin Peng Wang. In den zwanzig Jahren seines Wirkens hat der 1956 in Dalian in China geborene Choreograph für Dortmund einen überregionalen Ruf in der Tanzszene erworben. Sein „Ballettwunder Dortmund“ gründet sich nach seinen eigenen Worten auf „Tradition und Innovation“. Er pflegt einen klassisch grundierten Tanzstil, den er mit modernen Ausdrucksformen bereichert.
Wangs große Handlungsballette sind Publikumsmagneten, beginnend mit Peter Tschaikowskys „Schwanensee“. Dieses komplexe Ballettmärchen wird Wang nach 2005 und 2012 in der neuen Spielzeit zum dritten Mal choreographieren (Premiere am 21. Oktober in einer Bühne von Frank Fellmann). Wang hat in über 40 Produktionen für das Theater Dortmund große Stoffe der Weltliteratur in bewegte und bewegende Formen gebracht, so Tolstois Roman „Krieg und Frieden“, Shakespeares Tragödien „Hamlet“ und „Romeo und Julia“ oder Thomas Manns „Zauberberg“. Mit seiner zweiteiligen Tanzinterpretation von Goethes „Faust“ erregte er in der Tanzwelt Aufsehen, ebenso mit seinem Projekt, die „Göttliche Komödie“ Dante Alighieris in drei Teilen in die Körpersprache auf der Bühne zu übersetzen.
Damit nicht genug: Wang zog tänzerische Talente nach Dortmund, die ihren Weg in der Welt gemacht haben. Er begründete die Serie der Internationalen Ballettgalas, die zwei Mal pro Spielzeit Stars aus international renommierten Compagnien nach Dortmund holen. Aus Stuttgart, London, Peking und Amsterdam kommen die Tänzerinnen und Tänzer am 9. und 10. September zur 37. Ballettgala. Das 2014 von ihm gegründete Juniorballett NRW und das zwei Jahre später folgende JugendTanzTheaterBallettDortmund öffneten ebenso wie das 2009 gegründete Seniorentanztheater die Kunst des Körperausdrucks in die Gesellschaft hinein.
Wang holte auch die Elite der internationalen Choreographen nach Dortmund: George Balanchine, Mauro Bigonzetti, Edward Clug, Alexander Ekman, William Forsythe, Jean-Christophe Maillot, Benjamin Millepied, Richard Siegal sind nur einige der Namen. In der kommenden Spielzeit gibt es ein Wiedersehen mit Xin Peng Wangs „Der Traum der roten Kammer“ nach einem Klassiker der chinesischen Literatur, dem Roman „Hóng Lóu Mèng“ von Cáo Xuequin.
Internationale Ballettgala XXXVII | 9. + 10.9. | Schwanensee | ab 21.10. | Der Traum der roten Kammer | ab 3.2.24 | Theater Dortmund | www.theaterdo.de
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