Eine schlichte Lampe mit Porzellanfiguren beleuchtet das ausdruckslose Gesicht von Bela Lugosi, im Bett Helen Chandler, es sieht so aus als zeige die Uhr auf dem Nachttisch sechs Uhr morgens, keine Zeit also an der Dracula noch umherschleicht und dennoch – stilvoll beugt sich der elegante Untote in Richtung Halsschlagader. Die Szene existiert mit Max Schreck und Klaus Kinski als Nosferatu bis hin zu Gary Oldman und anderen. Zurück ins Jahr 1931. Der Fotograf Jack Freulich hat die schwarz-weiße Szenerie inszeniert für den Dracula-Stummfilm von Tod Browning und so durchkomponiert warb das Foto für den Horrorklassiker, der er ja damals noch nicht war. Das Foto ist heute Teil einer gigantischen Porträt-Fotoausstellung in der Oberhausener Ludwiggalerie. „Hollywood Icons“ zeigt auf drei Etagen in über 200 Fotos aus der John Kobal Foundation die sogenannte Goldene Ära Hollywoods. Kobal, Sammler und Filmhistoriker, kannte die Stars und Sternchen fast alle persönlich – seine Sammlung war für sie so etwas wie die Registratur ihrer Produktionen.
Treten wir also ein in die Welt zwischen den späten 1920er Jahren und den frühen 1960ern, als die Welt in und um Los Angeles noch in Ordnung war oder vielleicht schien es nur so. Erster Raum, 29 Schwarz-weiß-Portraits, Augen blicken stumm, alle sind gleich groß. Graf Zahl nimmt die Witterung auf: Erstaunliche 20 Fotos zeigen Frauen, nur neun Männer. Ja was ist denn da los? Immerhin Ronald Colman darf einen Degen halten. Also, geht doch. Dumm nur das Colman Pazifist war.
Weiter geht es mit Jahreszahlen und Jahrzehnten, die Fotos kennt jeder, der alt genug ist. Der junge Charles Laughton, fotografiert 1932 von William Walling Jr., Jean Harlow von George Hurrell, alle glamourös gestylt, adrett gekleidet, schick frisiert, drapiert in den immer gleichen Posen, die Damen auf dem Diwan, die Herren mit Blick ins unentdeckte Land. Hier finden wir auch die erste deutsche Superfrau: Marlene Dietrich, auch von William Walling Jr. Doch ein Foto sticht heraus im Raum. Bette Davis´ Kopfbild (ja die Augen, ich weiß…) im ersten Großformat der Ausstellung, doch so richtig expressiv blicken können andere auch: Greta Garbo gleich in zwei Richtungen von Sinclair Bull. Und so geht es weiter an den Heroen der Filmindustrie entlang dem Himmel entgegen und der endet im dritten Stock.
Hollywood Icons | bis 15.9. | Ludwiggalerie Schloss Oberhausen | 0208 412 49 28
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