Jacques Tilly, der 1963 geborene, überaus prominente Wagenbauer des Düsseldorfer Rosenmontagszugs, stellt erstmals in einem Museum aus. In der Panoramagalerie im Schloss Oberhausen zeigt er mehrere satirische Plastiken, die schon auf Umzügen „im Einsatz“ waren, sowie Skizzen und Konstruktionszeichnungen. Aber die Ausstellung beinhaltet auch nicht realisierte Entwürfe zu denselben Themen. Sie konzentriert sich auf die jüngste Zeit mit den gesellschaftspolitischen Themen u.a. des Brexit, Donald Trump, Greta Thunberg, dem Rechtsruck der Politik, mit Merkel als Exponentin für die Innenpolitik. Und sie beinhaltet einen Rekurs auf Helmut Kohl. Gerade an Kohl wird die geringe „Haltbarkeit“ dieser Großskulpturen deutlich, umgekehrt: ihre Bedeutung liegt in ihrer Aktualität und erfordert entsprechend, dass Tilly vorbereitete Wagen revidiert.
Tilly ist ein alter Hase im Karneval. Seit 1983 ist er als Wagenbauer aktiv. Aber erst seit dem Jahr 2000, seit die Geheimhaltung der Wagen (außer gegenüber dem Auftraggeber, dem Komitee des Düsseldorfer Karnevals) abgemachte Sache ist, kann Tilly seine ganze Schärfe und Punktgenauigkeit entfalten. Das hat Konsequenzen: In Bezug auf die Anfeindungen und Bedrohungen spricht Tilly von Berufsrisiko. Die Presseresonanz ist längst international, und so verteilte Jacques Tilly nach dem Pressegespräch ein Verzeichnis der Länder, in denen über seine Wagen geschrieben wird. Wenn man etwas an der Ausstellung kritisieren kann, dann dass sie mit ihren Wechselrahmen etwas hausbacken „rüber“ kommt. Aber das eigentliche Erlebnis sind sowieso die Wagen beim Umzug.
Jacques Tilly – Politik und Provokation – Karikaturen XXL | bis 14.6. | Ludwiggalerie Schloss Oberhausen | 0208 412 49 28
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