Wen die eigenen forschenden Schritte zunächst in das Kabinett des „Kleinen Schlosses“, einen der Ausstellungsräume der Ludwiggalerie Oberhausen, führen, den empfängt derzeit rosafarbenes Neonlicht: Der Blick fällt sofort auf eine flache Lichtinstallation, die in einer durchgehenden Linie Palmenwuchs vor einem Hausumriss andeutet. Die beiden anderen Arbeiten, die die Neonröhre flankieren, geben ihr Motiv erst auf den zweiten Blick preis: Schwarz auf schwarz sind die abgebildeten Landschaften nicht durch den Auftrag kontrastierender Farbpigmente, sondern durch Umriss- und Strukturbildung mit Silikon entstanden.
Superflach vs. superplastisch
In der Panorama Galerie erwarten Besuchende auf den ersten Blick konventionellere Landschaftsdarstellungen. Darunter: Berglandschaften in glänzendem Lack und zwei Bronzegüsse, die jede Erhebung im Gebirge genau wiedergeben – das Superflache konkurriert mit dem Superplastischen, beide Extreme der Landschaftsstudie werden hier abgedeckt. Dabei entsteht jedoch nicht der Eindruck, dass es sich um eine bloße Abbildung der Natur handelt: Hier wird nicht nach der besten Darstellungsform der Landschaft gesucht, sondern die Darstellungsform selbst rückt in den Mittelpunkt der Untersuchung. Während also auf den großformatigen Lackleinwänden Bildebene für Bildebene sorgfältig aufgetragen wurde und die Lesart der Bilder von einem Photoshop-geschulten Auge profitiert, wirken die Bronzeskulpturen der Berge auf den ersten Blick nicht wie reale Skulpturen, sondern wie im digitalen Raum entstanden. Man könnte sich vorstellen, wie sie sich vor einer grob gerasterten, schwarz grundierten Raumfolie (man denke an das Holodeck der Enterprise) langsam um die eigene Achse drehen. Ein Irritationsmoment dieser digitalen Erfahrung im analogen Raum ist allerdings die Korrosion der Bronze: Die grünen Flecken, die man bei näherem Hinsehen entdeckt, unterlaufen die plastikhafte Erscheinung und bringen die Natürlichkeit des Sujets zurück ins Bewusstsein.
Landschaft im und um das Schloss Oberhausen
Die Ausstellung „Neue Landschaften“ ist Teil einer Projektreihe des Kunstvereins Oberhausen und des Kabinetts der Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen – eine lokale Angelegenheit also, die sich aber nicht nur für Oberhausener:innen als lohnend erweist. Sie ist noch bis zum 8. Oktober zu sehen, der Eintritt ist frei. Der Ausstellungsbesuch allein ist keine tagesfüllende Aktivität – und muss es auch nicht sein, um eine Empfehlung zu rechtfertigen. Nicht nur die Anbindung des Ausstellungsortes im „Kleinen Schloss“ an das Schloss Oberhausen und die weiteren Ausstellungen der Ludwigsgalerie machen einen Abstecher lohnenswert, auch der nahegelegene Kaisergarten mit seinen weitläufigen Spazierwegen und der ikonischen Fußgänger:innenbrücke Slinky springs to fame über den Rhein-Herne-Kanal lädt zu Anschlussaktivitäten ein.
Sven Drühl: Öl, Lack und Bronze. Neue Landschaften | bis 8.10. | Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen | www.ludwiggalerie.de
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