Es war einmal im Mai. Da wurde das renommierte Westwind Festival abgesagt, weil neue Viren die Welt in Furcht und Sorge stürzten. Doch das 36. Theatertreffen für junges Publikum geistert standhaft noch durch das Land, denn das Westfälische Landestheater in Castrop-Rauxel hat es zu einem dezentralen Festival erklärt und so zeigen sich die ausgewählten zehn Inszenierungen für junges Publikum in NRW an den eigenen Theatern. Das ist mehr als im Frühling hoffen war. AKTUELL: ALLE TERMINE ENTFALLEN -- Red.
Die Sterna | Pau Produktionen aus Bochum in Kooperation mit Kaktusblüte Hamm und dem Frauenforum im Kreis Unna wandern in ihrer Performance „a porn a day“ (ab 14 J.) durch das Internet und befragen das Verhältnis von Sex, sexualisierter Gewalt und Porno. Sie haben dafür mit Jugendlichen geredet, dazu Orangen gepresst, Auberginen gekocht, Popmusik gehört und über #metoo geredet. Denn online wie offline gehören heute sexualisierte Gewalt und sexistische Inhalte zum Alltag der Menschen (Fr 13.11. 19 Uhr, Maschinenhaus Essen).
Flüchtlinge und die Furcht vor Fremdheit gehören auch dazu. Das christliche Abendland verrät immer mehr seine Wurzeln. Wieso, weshalb, warum zeigt das Theater Bonn in „33 Bogen und ein Teehaus“ (ab 11 J.) nach dem Roman von Mehrnousch Zaeri-Esfahani. Es ist die Geschichte von Mehrnousch im Iran der 1980er Jahre. Sie lebt in Isfahan, „wo sich die Brücke mit den 33 Bogen im Wasser des Flusses Zayandeh Rud spiegelt“. Doch es ist auch die Zeit des großen Umbruchs. Der Schah wird gestürzt, das neue Regime stürzt die Menschen in ein neues Joch. Die Familie flieht heimlich und ohne richtigen Abschied. Staunend und mit kindlicher Klarheit beschreibt Mehrnousch die Reise ins Ungewisse und in ein Leben hoffentlich in Freiheit (So 8.11. 20 Uhr, Theater Bonn).
Das die auch für die Jüngsten so ihre Tücken hat, beschreibt die Junge Bühne des Bochumer Prinz Regent Theaters in „Silence oder wie ich aus dem Fenster klang“ (ab 5 J.). Im Musiktheaterstück frei nach Ideen von John Cage darf Johanna das erste Mal allein zu Haus zu Hause bleiben. Statt zu schlafen öffnet sie das Fenster und entdeckt ein „stille Welt“ aus seltsamen Klängen und schiefen Tönen. Cage hat oft mit Alltagsgegenständen musiziert und bei seinen Kompositionen vieles dem Zufall überlassen (Mo 2.11. 16 Uhr, Prinz Regent Theater Bochum).
Westwind – 36. Theatertreffen für junges Publikum | bis 22.11. entfällt | 02305 97 80 20 | www.westwind-festival.de
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