Die schönste Nebensache der Welt steht hierzulande mal wieder im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Emotionen rufen diesmal keine Meisterschaften, packende Spielmomente oder aufgeladene Derbys hervor, sondern die Befürchtung einiger, dass mit diesen Emotionen bald Schluss sein könnte. Es geht um das neue Sicherheitskonzept der DFL. Die Stadien müssen sicherer werden und strengere Maßnahmen ergriffen werden, fordern bis auf wenige Ausnahmen Polizei, Politik und DFL/ DFB. Dass durch strengere Maßnahmen die Fan-Kultur und die Emotionen, die den Fußball ausmachen, zerstört werden, entgegnen Fan-Verbände. Und sie wurden bereits kreativ. Die Initiative „Ich fühl mich sicher“, initiiert von „schwatzgelb.de“, ist ein Beispiel. Das publikumswirksamste Beispiel war in den letzten drei Spieltagen die Aktion „12:12 - Ohne Stimme, keine Stimmung“. Die Fans aller Vereine, allen voran die Ultras, schwiegen die ersten 12 Minuten und 12 Sekunden sowohl bei Heim- als auch bei Auswärtsspielen, um danach mit Countdown in die üblichen Fangesänge auszubrechen. Moderatoren, Trainer und Spieler zeigten sich von dieser Präsentation des Schweigens beeindruckt und bestätigten einstimmig, dass ohne lautstarke Fanbeteiligung dem Spiel etwas Wesentliches fehle. Der gewünschte Effekt der Fanverbände ging zumindest für den Moment auf, ob er jedoch auch am 12.12., seine Auswirkungen bei der Entscheidung des Sicherheitspapiers „Sicheres Stadionerlebnis“ haben wird, ist fraglich.
Passend zu diesem Datum findet an der Ruhr-Universität Bochum eine Konferenz statt mit dem Titel „Fußball und Fans“, organisiert von dem Lehrstuhl für Kriminologie. Geladen sind Juristen, Fanvertreter, Sicherheitsbeauftrage sowie Vertreter der Polizei. „Fußball und Fans“ soll in zwei Tagen aus wissenschaftlicher Sicht in sieben thematisch geordneten Panels diskutiert werden. Abschließend wird am 13.12., der Ligapräsident Reinhard Rauball das Wort ergreifen. Bis dahin wird über das neue Sicherheitskonzept entschieden worden sein. Diese Tagung scheint eine erfreulich nüchterne und ausgewogene Sicht auf die Entwicklungen im deutschen Fußball geben zu wollen. Erfreulich deshalb, weil in der Vergangenheit in diversen Internetforen, aber auch von vielen Medien unnötig Stimmung gemacht wurde - gegen die Fan-Kultur. Ultras wurden kollektiv als Schläger, Zündler und Kriminelle mit gestörtem sozialen Hintergrund beschimpft. Ihre Choreographien und Fan-Gesänge seien martialischer Blödsinn, den kein Fan mit gesundem Menschenverstand nötig habe. Dies ist für die Diskussion und für die wirkliche Bekämpfung von Gewalt in und um Stadien allerdings wenig hilfreich.
„Fans und Fußball“ │ 12.-13.12. │ Ruhr-Universität Bochum, Veranstaltungszentrum
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