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Fürchtet Euch nicht: Alfred Gerhards gewinnt dem Tod die heiteren Seiten ab
Foto: Benjamin Trilling

Erzähl mir den Witz vom Tod

04. November 2016

„Das Lächeln am Fuße der Bahre“ am 3.11. im Medienforum des Bistums Essen

„Wer es wagt, bei meiner Beerdigung zu weinen – mit dem rede ich kein Wort mehr.“ So scherzte einst der Slapstick-Star Stan Laurel zu Lebzeiten über sein kommendes Ableben. Er war und ist da nicht alleine. Über das Sterben und den Tod, darüber philosophierten auch schon große Komiker wie etwa Woody Allen oder Roberto Benigni.

Auch der Komiker Alfred Gerhards alias Globo steht in dieser Tradition. Der ehemalige Clown tritt schon seit Jahren mit Witzen oder lustigen Geschichten und Anekdoten über das Sterben auf. Um Sterben, Trauer und Humor ging es auch in seinem Vortrag „Das Lächeln am Fuße der Bahre" im Medienforum des Bistums Essen. Trotzdem stellte auch er selbst eingangs die Frage: „Über den Tod lustig machen – geht das überhaupt?" Denn, das weiß der Komiker auch: „Der Tod ist ein handfestes Tabuthema.“ Das hat er selbst erfahren: So gab es bei Veranstaltungen in Bestattungssälen auch schon negative Reaktionen von Angehörigen.

Vom Clown zum Sterbebegleiter

Abschied nehmen, das heißt in erster Linie Trauer und Schmerz. Umso wichtiger sei eine humoristische Haltung, die auf heitere Gefühle setzt : „Es ist mein Anliegen zu zeigen, dass es nicht nur diese traurigen Gefühle gibt“, so Gerhards. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Gerhards sich auf den Humor über das Sterben spezialisiert hat?

Angefangen hat alles in Aachen, als er noch als Clown arbeitete und regelmäßig die Mitglieder einer Sterbehilfe besuchte. Als eine betroffene Frau wusste, dass sie sterben würde, wandte sie sich an ihn: „Da hatte sie die Idee, mich als Clown an ihrem Sterbebett zu engagieren“, erinnert sich Globo. „Wenn ich schon sterben muss, dann will ich mich wenigstens totlachen und Du musst mir dabei helfen“, begründete sie de Entscheidung.

Das hat sich der Aachener bis heute zu Herzen genommen: „Jemand der stirbt, der lebt eben noch.“ Familie, Freunde oder Fußball? Die Alltagsthemen bleiben aus und die Betroffenen werden oft nicht mehr ernst genommen, ins Krankenhauszimmer weggeschoben und sind auf sich alleine gestellt. „Alltägliche Lebendigkeit bis zum Schluss“ fordert dagegen der Spaßexperte.

Makaber und philosophisch

Wie witzig das sterben sein kann, das habe sich auch in der Sprache niedergeschlagen und zeigt sich im vielfältigen Ableben der verschiedenen Berufsgruppen. „Der Lokführer liegt in den letzten Zügen“. „Der Briefträger geht zurück an den Abender.“ Oder: „Der Zahnarzt hinterlässt eine Lücke.“

Manchmal geschieht es zuweilen so vielfältig, dass die Behörden nicht mehr nachkommen. So etwa im Fall Rotenburg. Denn für Kannibalismus gibt es im Strafgesetzbuch keine Angaben. Am Ende entschieden die Richter auf „Tötung auf Verlangen“ – und „Störung der Totenruhe“. Für den Komiker natürlich ein gefundenes Fressen: „Ich glaube, er hat zu laut geschmatzt.“

Trotz der makaberen Noten gibt sich Gerhards auch immer wieder philosophisch, wenn es um die Angst vor dem Sterben geht. „Es gibt viel mehr Leute, die haben mehr Angst vor dem Leben als vor dem Tod“, so der Humortrainer. „Aber eins ist ja auch klar: Auch ein schlechtes Leben geht irgendwann vorbei.“

Heidegger to Go: Sein-zum-Tode als lockeres Abendprogramm. Erheiternd, persönlich und nachdenklich. Oder wie Gerhards am Ende seines Vortrags mit auf den Weg gibt: „Lassen Sie es krachen!“

Benjamin Trilling

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