Über König Fußball wird viel und gern diskutiert – quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Ben Redelings hat daraus einen Beruf gemacht: Seit Jahren feiert der Bochumer als Buchautor, Kolumnist, Filmemacher sowie Gastgeber von Fußball-Quizabenden und launigen Gesprächsrunden wie „Scudetto“ große Erfolge mit Geschichten aus der Welt des runden Leders. Auch die Sitzplätze vor der trailer-Wortschatzbühne reichten am zweiten Abend von Bochum Total bei weitem nicht aus für die zahlreichen Fans und Interessierten, die Redelings‘ Auftritt sehen und hören wollten.
Unter dem Titel seines aktuellen Buchs „Fußball: Die Liebe meines Lebens“ präsentierte der Bochum-Total-Veteran, der bereits seit zwölf Jahren regelmäßig auf dem Stadt-Festival auftritt, einen knapp halbstündigen Einblick in sein Werk: Redelings ist vor allem ein Sammler von Anekdoten und Sprüchen mit fußballkulturellem Bezug. Und er geht offen damit um, dass in seine Auftritte durchaus Beiträge von anderen Urhebern einfließen. So erinnert er sich auf der Bühne an einen gemeinsamen Abend, den er unlängst mit Markus Krebs bestritten hat, um sogleich einige gut abgehangene Witzklassiker aus dem Repertoire des Duisburger Comedians zu präsentieren, darunter die Geschichte des Großvaters, der angesichts der Länderspielpaarung „Österreich – Ungarn“ sicherheitshalber nachfragt: „Gut. Aber gegen wen spielen die denn?“
Gelegentliche Ausflüge in die Welt des Herrenwitzes unternimmt Redelings‘ temporeicher Vortrag ebenso wie den Gang in die Niederungen des Vereinsfußballs: die Kreisliga. Hierzu präsentiert der Erzähler eine Auswahl der schönsten Schiedsrichter-Sprüche aus dieser Spielklasse, etwa die freundliche Aufforderung an einen Torwart, doch das Zeitspiel zu beenden: „Mach‘ schneller – ich hab‘ kein Licht am Fahrrad.“ Nicht zuletzt stehen bei dem Bochumer Fußball-Chronisten aber auch jene Kultfiguren im Vordergrund, die zwar nicht die ganz großen Stars waren, aber ihren Platz in der fußballkulturellen Szene gefunden haben. Vor allem der Oberhausener Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder hat es Redelings angetan. Die wohl berühmt(-berüchtigste) Aktion des mittlerweile verstorbenen Referees ist der um 13 Minuten verfrühte Halbzeitpfiff bei einem Bundesliga-Spiel 1975 in Bremen. „Ahli“ war aber auch für seinen unkonventionellen Umgang mit den Spielern bekannt und beliebt. Redelings erinnert etwa an dessen väterlichen Ratschlag während einer Partie: „Lass‘ dich auswechseln, sonst wechsel‘ ich dich aus.“
Nachdem auch der „Weiße Brasilianer“ Ansgar Brinkmann, der just an diesem Freitag seinen 50. Geburtstag feierte, mit einigen Anekdoten zu Ehren gekommen war, endete der Auftritt auf der trailer-Wortschatzbühne – „vor einer überragenden Saison, die wir mit dem VfL Bochum erleben werden“, wie Ben Redelings ohne mit der Wimper zu zucken erklärte. Auf den Weg gab er dem Publikum die weisen Worte seines ehemaligen Fußball-Jugendtrainers: „In mir habt ihr einen Freund, um den ich euch beneide.“
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