Und auf einmal hat man eine ganze Musikerfamilie im Haus: Sängerin Kaye Ree mit Mann und Gitarrist Nelson, ihrem Bruder und Schlagzeuger sowie ihrem einjährigen Kind samt Nanny. Geprobt wird im Wohnzimmer und für die Verpflegung sorgen die Gastgeber – bei einem der letzten von insgesamt 16 Salonkonzerten in Bochum.
Für die Konzertreihe spielten Musiker nicht bloß an Orten wie der Bochumer Synagoge oder der Zentrale der GLS-Bank, sondern auch im ganz kleinen Rahmen – so wie Kaye Ree am 6.11. in einem Privathaus im gepflegten Bochum Weitmar.
Die familiäre Stimmung gefällt Künstlern und Publikum: „Wir sind per du, ne?“, fragt Kaye die Gäste, die sich im Wohnzimmer versammelt haben.
„Ich lade euch ein, zum dahinschmelzen“, kündigt die Soul-Sängerin den nächsten Song an: eine schmusige Soul-Nummer mit Strophen aus Zuckerguss. Es sind federleichte Lieder über Liebe, ohne Bass, dafür mit einem reduzierten, fast schüchternen Schlagzeug. So bleibt viel Raum für Kayes soulige Stimme – und die ihres Mannes.
Denn der brilliert nicht nur an der Gitarre, sondern auch mit eigenen Songs und einer Stimme, die stark an einstige R'n'B-Stars wie R. Kelly erinnert. Nicht umsonst hatte der Puerto-Ricaner aus New York auch einst einen Deal mit dem milionenschweren Platten-Mogul und Rapper P.Diddy – daraus wurde aber nichts, und so zog es ihn nach Deutschland, wo er seine jetzige Frau Kaye Ree kennen lernte. Die Liebe zur Musik, der Nelson einen Song widmete, hat er sich natürlich bewahrt: „Wenn man für eine Sache brennt, dann mus man es durchziehen“, sagt er beim Wohnzimmer-Konzert.

Die Ehe von Soul und R'n'B funktioniert auch musikalisch: Zwar unterscheiden sich die Stücke von Kaye und Nelson, aber nie so sehr, dass sie nicht auch im Wechsel funktionieren. Beide Stile verschemlzen an diesem Abend zu einer kuscheligen Stimmung voll musikalischer Zärtlichkeit.
Mit ihrer Leidenschaft will das Musiker-Paar auch das Publikum anstecken: Ob schnipsen, klatschen oder mitsingen, Kaye versucht in fast jedem Stück, die Zuhörer einzubinden. Zum Beispiel bei der Soul-Ballade „I can't get you out of my mind.“ Die Sängerin ist zufrieden: „Ihr seid ein gutes Publikum – und ein guter Chor.“
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