Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.560 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Der Bandleader: Ben Galliers in der Bochumer Synagoge
Fotos: Dominik Lenze

Der Teufel tanzt Swing

05. November 2015

Ben Galliers und Band in der Synagoge Bochum – Musik 11/15

Wenn eine Band mit einem Song über Depression ihr Konzert abschließt, ist normalerweise kein Stimmunghoch zu erwarten. Es sei denn, Ben Galliers samt Band steht auf der Bühne – wie am 4. November in der Bochumer Synagoge, einer der zahlreichen Stationen der Salonkonzerte.

 

Traurig trötet die Klarinette, ein Gitarrenton stolpert müde auf den nächsten und aus Ben Galliers singt die Resignation: „Doldrum … Doldrum“. Doch als hätte der Song aus der Depression Kraft geschöpft, mausert sich das Stück zu einer wuchtigen Rocknummer: aus Trauer wird am Schlagzeug Wut, die E-Gitarrenklänge zittern vor Erregung – was für eine Bandbreite an Empfindungen.

 

Und das wohlgemerkt nur in einem einzigen Song: Auf ihrem Album „Calm Seas don't Make Good Sailors“, mit dem sie den Abend bestritten, finden sich komische Musikmomente genau so wie ergreifende. Und immer schaffen es die Wahlhamburger, Bilder vor das innere Auge des Zuhörers zu zaubern, auch wenn Sänger Ben grad schweigt, und den Instrumentalisten das Feld überlässt: Der in der kuschligen Popnummer besungene „Slow Motion Man“ wird lebendig und stapft langsam, ganz langsam durch den Konzertraum, wenn Felix Hoffmann zur Klarinette greift.

Lässt den Slow-Motion-Man lebendig werden: Felix Hoffmann an der Klarinette.

Frontmann Galliers kommt ursprünglich aus Großbritannien. Sein Abitur hat er jedoch in Bochum gemacht und hat sogar früher für Rot-Weiß-Essen gespielt. Für den Gig kehrte er nun zurück ins Revier. Das Salonkonzerte-Motto „Musik zu Gast“ gefällt dem Sänger: „Wir haben noch nie in einer Synagoge gespielt“, sagt er. Das sei zwar ungewöhnlich, aber spannend: „Das ist ja gerade das Schöne an diesem Festival“, findet er. Hier im Ruhrgebiet fanden die fünf Bandmitglieder auch zueinander und zogen gemeinsam nach Hamburg. Dieses Jahr erschien nun ihr Album.

Beim Konzert in der Synagoge ließen die fünf ihre Zuschauer an der Bandgeschichte teilhaben und spielten eines ihrer ersten gemeinsamen Lieder, „Dice with the Devil“: Das handelt von einem Kerl, der sich auf einen Deal mit dem Teufel einlässt, um ein zweites Leben zu bekommen, „weil er, nunja, ein bisschen verschissen hat“, wie Ben Galliers grinsend und mit breitem britischen Akzent erklärt. Wie solche Geschichten ausgehen, ist bekannt: Das arme Menschenkind hat das Nachsehen, der Beelzebub freut sich – und tanzt an diesem Abend Swing zum Bass der Band, und zum Abschluss eines großartigen Konzerts.

Nach mehreren Zugaben verabschiedeten sich Ben Galliers und seine Band dann doch.
Dominik Lenze

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Arthur der Große

Lesen Sie dazu auch:

Wohnzimmer-Konzert voller Zärtlichkeit
Soul-Sängerin Kaye Ree gab am 6.11. Salonkonzert in Bochum – Musik 11/15

Musikalische Weinprobe
Auftakt der Bochumer salonfestival-Konzerte am 29.8. mit Hannah Köpf – Musik 11/15

Saisonstart für Salon-Art
Musikalische Stilvielfalt in Häusern privater Gastgeber beim Salonfestival – Festival 11/15

Musik.

Hier erscheint die Aufforderung!