Glück auf, der Steiger kommt. Bis sich der Berg wehrt. Schon 1245 v. Chr. war das so. Fußballfeldgroße Felsstürze kamen damals langsam ins Rutschen. Ergossen sich langsam in mühsam gehauene Stollensysteme, begruben alles und alle unter sich. Der Bergbau in der Bronzezeit fand ein jähes Ende. Woher man das weiß? Kleine Wurzeln lagen tief in prähistorischen Schächten, 100 Meter tief, mit Erde von der einstigen Oberfläche dran. Zu sehen ist das jetzt in der Sonderausstellung „Das weiße Gold der Kelten – Schätze aus dem Salz" im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Die ist spannend, aber nicht geruchsneutral.
Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein. Von wegen. Hoch über dem Hallstätter See, im oberösterreichischen Salzbergtal, liegt einer der reichsten und größten prähistorischen Friedhöfe Europas. Im 4. Jahrhundert v. Chr. zerstörte dort nämlich wieder ein Schuttstrom das Bergwerk und verschüttete gleich riesige Teile des Salzbergtales mit. Dieser Katastrophe fiel auch der bekannte „Mann im Salz“ zum Opfer, der 1734 von Bergleuten dort entdeckt wurde. Die Kelten waren beim Bergbau ziemlich schmerzfrei, ganze Familien ackerten in den Stollen, zum Beweis gilt ein Kinderbarett, das erstmals in Deutschland in Herne zu sehen ist. Auch dieses Exponat lag 100 Meter tief begraben und gehört zu den rund 250 Ausstellungsstücken, die dem Besucher die Anstrengungen im Bergbau in 7000 Jahren Menschheitsgeschichte näherbringen wollen, didaktisch geschickt in sechs thematisch geordneten, begehbaren „Salzblöcken“ verpackt und zeitgemäß aufgepeppt mit Videoinstallationen und Multimedia-Shows, mit kleinen Dioramen, Schaukästen und Geschmacksproben. Und die Ausstellungsstücke reichen bis hin zu prähistorischem Toilettenpapier.
Das Naturhistorische Museum in Wien hat die wandernde Schau konzipiert, viele der Stücke blieben durch die konservierende Wirkung des Salzes hervorragend erhalten, wie der verzierte lederne Tragesack aus dem 13. Jahrhundert vor Christus, einer Zeit aus dem auch die erhaltenen Holzbohlen stammen, aus denen die ausgestellte Stiege konstruiert ist. Die indirekte Beleuchtung der Räume, die die Schaukästen erstrahlen lässt und die innovative „Geruchsbelästigung“, die eine leicht rauchige Atmosphäre erzeugt, machen den Rundgang erst komplett.
Damals im Salzkammergut war das Leben hart. Niemand entkam den gefährlichen Stollen. Alles spielte sich unter Tage ab. Die Sonne war verbannt. Da wurde nicht nur geschlafen und gegessen, auch die „Toilettenräume“ fanden sich im Salz; neben Exkrementen (keine Angst, inzwischen klein und geruchslos), aus denen sich die Nahrung ermitteln ließ, fand man auch Kochgeschirr für die ganze Familie. Man aß „Ritschert“ ein Rezept aus Saubohnen, Gerste, Hirse und Schweine- oder Schafsfüßen, aber auch Käse aus der Spanschachtel. Gesund war das dennoch nicht, wie die Würmer zeigen, die auch in den Überresten gefunden wurden. Ach ja das Klopapier. Es waren die fleischigen Blätter der Pestwurz, wohl mit desinfizierender Wirkung. Auch sie hat das Salz konserviert, ob benutzt oder nicht, wer weiß das schon.
„Das weiße Gold der Kelten“ | bis 25.1.15 | LWL-Museum für Archäologie, Herne | 02323 94 62 80
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