500 Menschen sind zum Bochumer Platz des Europäischen Versprechens gekommen, um sich für ihre Version der Zukunft von Europa stark zu machen. Über den Köpfen wimmelt es von geschwenkten Europafahnen und blauen Luftballons mit den Europa-Sternen. Nach einer kurzen Begrüßung übergeben die Veranstalter das Mikrofon an die Demonstranten. Jeder, der etwas zu sagen hat, findet bei „Pulse of Europe“ seine Stimme – und Gehör. „Ich bin vor dem zweiten Weltkrieg geboren. Deshalb sind meine Vorstellungen für Europa auch etwas anderes, als die der meisten jungen Leute heute“, erklärt Marie-Luise Bartz. In der „Pulse of Europe“-Bewegung rücken Senioren, junge Familien und Studenten eng zusammen und teilen viele gemeinsame Ideen. „Wer die Bombennächte miterlebt hat, muss einfach dafür kämpfen, dass so etwas nie wieder passiert.“ Auch darin herrscht Einigkeit unter den Demonstranten – ob mit oder ohne persönliche Kriegserfahrung. Diesen Gedanken verbreiten die Veranstalter auch in ihren Flyern: Wer Frieden will, muss sich für Europa entscheiden!
Und es gehe auch um die Freiheit, problemlos durch Europa reisen zu können. Ein Demonstrant lässt seine Zuhörer wissen, dass es vor 65 Jahren noch sehr mühsam und bürokratisch war, wenn man mit dem Fahrrad eine Tour in die Niederlande machen wollte. Es sind die vermeintlich kleinen Dinge, die den Herzschlag von Europa ausmachen. Europa ist eins – und das soll es auch bleiben.
„Wir müssen für Europa kämpfen, damit es die Insel der Glückseligkeit bleibt, die es ist“, erklärt Mitveranstalterin Claudia Clemens. Überparteilich, überkonfessionell und völlig losgelöst von allen Institutionen organisieren sich Bürger überall in Europa, um für eine gemeinsame Zukunft zu demonstrieren. „Wir wollen die Aufmerksamkeit auf Europa lenken“, erklärt Clemens. „Wir wollen der Europa-Lethargie und den rechten Strömungen etwas entgegensetzen.“
Das deutsche Epizentrum der Bewegung war bisher Frankfurt, wo der Puls von Europa das erste Mal spürbar in den Straßen schlug. Organisiert dort wurde alles über die sozialen Medien und auch während der Veranstaltung trafen sich die Menschen online unter dem Hashtag #pulseofeurope und tauschten sich aus. Darunter auch zahlreiche EU-kritische Stimmen. Auf dem Platz des Europäischen Versprechens herrscht dagegen Einigkeit. Eine Menschenkette, Live-Musik und das gemeinsame Singen der europäischen Hymne lassen ein Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmern entstehen.
„Es geht darum, den Menschen zu sagen: Macht was, bewegt euch, und geht zur Wahl“, mahnt Clemens mit Nachdruck. „Nutzt die Freiheiten, die ihr habt. “ Eine knappe Stunde und einige Tonschwierigkeiten später, fliegen die ersten blauen Luftballons aus Kinderhänden in den blauen Himmel und die Demonstranten zerstreuen sich. Mindestens bis Mitte Mai, bis zur Landtagwahl wird der Platz des Europäischen Versprechens jeden Sonntag zum Schauplatz der friedlichen Demonstration.
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