Natürlich sind es die Celebrities, die den Fotografen Martin Schoeller berühmt gemacht haben, wegen seines eigenen Stils vielleicht unnachahmliche Portraits zu schießen, einmal den Stars und Sternchen, den Promis und Megareichen nah sein, da eine Falte, hier unreine Haut. Alle gehören wohl zur Gattung Mensch, dessen einziger Feind er wohl selbst ist. Deshalb kommen wir zu zwei Serien, die alleine den Besuch im Düsseldorfer NRW-Forum zwingend machen. In „Hollywood“ (2016) zeigt er die Kehrseite dieser Glamourwelt. 300 Menschen an der Straßenecke Sycamore Avenue und Romaine Street hat er portraitiert. Menschen, die auf den Bürgersteigen der kalifornischen Metropole leben, deren einziger Traum das Überleben zwischen Gewalt und Prostitution ist. Schoeller hat in seiner Werkschau den Fokus auf Frauen mit Transidentität gelegt, weil diese, wie er sagt, die verletzlichsten und am häufigsten abgewerteten Mitglieder der US-amerikanischen Gesellschaft seien. Und so schauen sie schick aufgemacht still in sein Objektiv, weit davon entfernt, visuell ihre Lebensumstände zu spiegeln.
Die zweite wichtige Serie ist „Death Row Exonorees“ (2019). Ein Dutzend dem Todestrakt entkommene Menschen sind da abgebildet, sie leben nur noch, weil sie unschuldig sind, was nach endlosen Jahren bewiesen wurde. Kwame Ajamu verbrachte 39 Jahre im Knast, Sabrina Butler-Smith „nur“ fünf. Beide bleiben Opfer einer drittklassigen Justiz, die hunderte Frauen und Männer zu Unrecht in Todeszellen schickte. Ihre traurigen fast ausdruckslosen Augen zeugen von einem Grauen, das wohl kein Betrachter nachvollziehen kann.
Martin Schoeller | bis 13.9. | NRW Forum Düsseldorf | 0211 56 64 27 49
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