Jim Dine kann machen, was er will, ein Attribut kriegt er nicht weg: die Zuordnung zur Pop Art. Dazu hat er zu oft mit seinen Künstlerfreunden in diesem Kontext ausgestellt und sich zu intensiv – teils in seriell anmutender Produktion – mit populären und banalen Gegenständen beschäftigt. Drei Motive bilden geradezu das Fundament für sein gesamtes Werk: das Herz und die alltäglichen Werkzeuge und der Bademantel (den er als Selbstbildnis in verschiedenen Körperposen verwandte). Aber Dine interessierte sich nie für das Plakative, vielmehr liegt ihm an einer handwerklich ausgefeilten, dabei analytischen Umsetzung, die gestisch spontan und räumlich nuanciert ist. So hat er neben der Malerei und Zeichnung auch im plastischen Bereich und mit Fotografie gearbeitet. Und eben auch – von Anfang an – mit der Druckgrafik, die bei ihm alle gängigen Verfahren umfasst. Und indem er die verschiedenen Techniken kombiniert und die Drucke mitunter von Hand überarbeitet, dienen ihm die Reproduktionsmedien nicht zur schnellen Produktion, sondern im Gegenteil zur Differenzierung. Immerhin das wurde schon frühzeitig von der Kunstkritik erkannt und durch die Museen mit Ausstellungen gewürdigt.
Wie experimentell, vielschichtig, originell und schließlich auch witzig Jim Dine aber bei diesem Medium vorgeht, untersucht nun die umfassend angelegte Retrospektive seiner Druckgraphik im Museum Folkwang. Äußerer Anlass ist der 80. Geburtstag des nach wie vor kreativen US-Amerikaners. Strukturiert durch die Sujets, führt die Ausstellung nun mitten ins Zentrum seines Schaffens. Sie umfasst alle relevanten Motivgruppen – also auch die Pinocchio-Figur, die Selbstporträts, die Paraphrasen antiker Skulpturen und die integrierten handschriftlichen Texte – und reicht bis in die allerjüngste Gegenwart. Sozusagen druckfrisch sind die großformatigen Blätter, die gänzlich abstrakt, bunt, euphorisch und wild auftreten. Nicht dass einem diese Bilder gefallen müssen – aber wie schön, dass sich Dine das Überraschende und Freigeistige bis heute bewahrt hat.
„Jim Dine: About the Love of Printing“ | bis 31.1. | Museum Folkwang Essen | 0201 884 50 00
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