Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
22 23 24 25 26 27 28
29 30 1 2 3 4 5

12.560 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Imran Mir, Untitled, 2013
Foto: Imran Mir Art Foundation

Konkret gemalt

06. November 2023

„Colours and Lines in Motion“ in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 11/23

Über 100 Grafiken und 20 Gemälde des Gelsenkirchener Künstlers und Werbegrafikers Anton Stankowski (1906–1998) schlummern im Depot. 43 Werke aus diesem Fundus sind nun in der alten Villa zu sehen – angereichert mit zwei weiteren künstlerischen Positionen rund um ungegenständliche Kompositionen aus geometrischen Formen und Farbfeldern.

Eine ist die Schweizerin Verena Loewensberg (1912–1986). 2022 erwarb das Museum eines ihrer Werke aus den 1970er Jahren und nimmt die Ausstellung nun zum Anlass, diese und damit auch die in Vergessenheit geratene Künstlerin vorzustellen, die in den 1930er Jahren die Gruppe der Zürcher Konkreten mitgründete. Sie folgte keinen Gestaltungstheorien, sondern war, wie sie entwaffnend gestand, „darauf angewiesen, dass mir etwas einfällt“. Viel fiel ihr ein – eine variantenreiche Bandbreite an akribisch gefertigten Bildern von enormer Strahlkraft. Die sechs gezeigten Werke vermitteln nur einen ersten Eindruck.

Auch Stankowski arbeitet mit Präzision, doch nach System und eigener Gestaltungsfibel. In seriellen Reihen dekliniert er seine Ideen durch, dreht z. B. Dreiecksformen gegeneinander, lässt rote und schwarze Balken in wechselnden Konstellationen über Bildflächen wandern, gestaltet flirrende Op Art neben reduzierten Einzelformen wie seinem berühmten Logo für die Deutsche Bank, das er für den Kunstbetrieb als reliefartiges Vexierbild gestaltete. Der Schaffensprozess war für ihn ein rationaler Vorgang, bei Kunst und Gebrauchsgrafik gleichermaßen.

Ganz anders der Pakistaner Imran Mir (1950–2014), ebenfalls Werbegrafiker und zum ersten Mal in einem deutschen Museum ausgestellt. Mirs Werke sind freier, verspielter, mit erfrischendem Witz und durchaus nicht so streng vom Gegenstand befreit wie die Werke der Älteren. Durch seine Ausbildung war er mit westlicher Kunst vertraut, doch Ornamentales aus islamischer Kultur schimmert durch. Formenstrenge würzt er mit einer Prise Humor: Sechs Quadratformate zeigen je ein gezeichnetes Gittermuster auf farbigem Grund. Die Rasterlinien sind grafisch durchbrochen, zerschnitten und aufgebogen wie ein zerstörter Hasendraht. Farbkleckse auf jedem Bild entpuppen sich als fein säuberlich aufgemalt – vielleicht ein schelmischer Kommentar zu Konkreter Kunst?

Colours and Lines in Motion | bis 7.1.2024 | Kunstmuseum Gelsenkirchen | 0209 169 43 61

Claudia Heinrich

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Arthur der Große

Lesen Sie dazu auch:

Rot im Silberspiegel
Rita Rohlfing im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 02/22

Umdefiniert
Objet trouvé in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 05/20

Hohelied auf Schnee und Frieden
„Weiß, weißer, RAL 9010“ im Kunstmuseum Gelsenkirchen – Ruhrkunst 08/18

Erschossen in der Alten Villa
Die Klasse von Aernout Mik in Gelsenkirchen – RuhrKunst 03/16

Stehen, Lehnen, Liegen
Michael Kortländer im Kunstverein Gelsenkirchen – kunst & gut 09/15

Fläche und Raum
Allsop und Mosley in Gelsenkirchen – RuhrKunst 05/15

Ein räumliches Denken
F. Kühner und H. Kuhnert in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 08/13

Hauch Unendlichkeit
R.-G. Dienst im Kunstmuseum Gelsenkirchen - Ruhrkunst 06/12

Raumgewinn durch Bewegung
Eine Werkübersicht zu Günter Tollmann in Gelsenkirchen – Ruhrkunst 01/12

Das Programm der Bildhauer
Ausstellungen in Gelsenkirchen und in Duisburg und im Museum Glaskasten in Marl - RuhrKunst 04/11

RuhrKunst.

Hier erscheint die Aufforderung!